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Zeitschriftenkritik: Sterne und Weltraum
Die Unendlichkeit im Blick
Henning Hoffgaard

Nichts ist reizvoller als das Unbekannte. Und nichts ist unbekannter als das Universum. Gut, wir kennen unseren Planeten, den Mond und ein bißchen wissen wir auch über unser Sonnensystem. Aber alles was darüber hinausgeht, ist oft ein großes Rätsel. Wie viele erdähnliche Planeten gibt es? Wie wird sich unser Universum weiterentwickeln? Wie entstehen neue Sterne? Bisher gibt es dazu allenfalls ein paar plausible Theorien. Nicht umsonst tragen viele Phänomene unser Unwissen über sie schon im Namen. Dunkle Energie, Dunkle Materie, Schwarze Löcher. All das sehen wir nicht. Zumindest nicht direkt.

Ein wenig Licht in die Dunkelheit bringt Monat für Monat das Magazin Sterne und Weltraum. Die wissenschaftliche Zeitschrift wurde 1962 gegründet und versucht Fachpublikum und Laien den Weltraum und die neusten Erkenntnisse darüber zu vermitteln. Bei Magazinen mit einem wissenschaftlichen Anspruch ist die wichtigste Frage: Verstehe ich das auch ohne entsprechendes Studium?

Bei Sterne und Weltraum lautet die Antwort: Ja, meistens. „Wir bemühen uns, die Artikel allgemeinverständlich zu gestalten“, schreibt Chefredakteur Uwe Reichert auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Bei etwa 80 bis 90 Prozent der Artikel klappt das auch. Ein gewisses Vorinteresse sollten Leser jedoch mitbringen. Die Zeitschrift kooperiert zudem mit dem Projekt „Wissenschaft in die Schulen“ und bietet Lehrern in jedem Heft auch didaktische Materialien an.

Schwerpunkt der Mai-Ausgabe ist der 25. Geburtstag des Weltraumteleskops „Hubble“. Aus der Weltraumforschung ist dieses mittlerweile kaum noch wegzudenken. Die von ihm geschossenen Fotos von weit entfernten Galaxien haben gerade in den 1990er Jahren zu einem großen Interesse an der Weltraumforschung geführt.

Die schönsten Bilder und die wichtigsten Entdeckungen vom „Hubble“-Teleskop, das etwa 560 Kilometer über der Erdoberfläche kreist, stehen im Mittelpunkt. Daneben geht es um exotische Sternensysteme mit gleich vier Sonnen, die Erforschung des Zwergplaneten Ceres und mysteriöse Wolken über dem Mars. Einen bedeutenden Teil des Heftes nehmen aktuelle Phänomene am Himmel ein, die von (Hobby)Astronomen beobachtet werden können. Sterne und Weltraum liefert hier genaue Beobachtungszeiten und Hintergründe zu den Himmelskörpern. Daß die Astronomie mehr als nur eine Spartenwissenschaft für Fans und Freaks ist, macht Chefredakteur Reichert in einem Kommentar zum Umgang mit der partiellen Sonnenfinsternis am 20. März deutlich.

Scharf kritisiert er, daß viele Schulen dieses einmalige Phänomen schlicht verschlafen oder sogar als „gefährlich“ verklärt hätten. „Wo bleiben die Fähigkeit zum kritischen Denken, die Erziehung zur Eigenverantwortung und zur sinnvollen Anwendung des Wissens?“ fragt Reichert. Bildungspolitisch bestehe die Gefahr, „in der Finsternis“ zu landen.

Kontakt: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Slevogtstraße 3-5, 69126 Heidelberg, Tel.: 0 62 21 / 91 26 - 600. Das Einzelheft kostet 8,20 Euro, ein Jahresabo 89 Euro.

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