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CD-Kritik: Fauré-Quartett / Simone Kermes
Sophisticated
Jens Knorr

Die Stars dieser CD sind nicht die Musiker des Fauré-Quartetts, obgleich kongeniale Interpreten der Klavierquartette von Richard Strauss und Gustav Mahler, beides Jugendwerke. Die bilden aber „nur“ den Rahmen für die sechs Lieder des einen und zwei des andern in geschärften Bearbeitungen für Sopran und Klavierquartett von Dietrich Zöllner, welche die phänomenale Simone Kermes singt.

Die 45jährige, aus Leipzig stammende Kermes verfügt über eine von Natur aus nicht üppige, jedoch charakteristische Stimme, die sie klug bis raffiniert einzusetzen weiß. Sie überrumpelt nicht mit Volumen und Vibrato, daß die Jugendstilvasen auf der Anrichte klirren, sondern überzeugt mit geschulter Technik und differenzierter Gestaltung, wofür der Engländer das schöne Wort „sophisticated“ bereithält. Sie gibt liebestrunkenen Aufschwung, ohne in „Trunkenboldigkeit des Gefühls“ zu verfallen, zaubert atmosphärisch dichten Morgen ohne sentimentales Vernebeln, stellt Welt-abhanden-gekommen-Sein her, ohne selber der Welt verlorenzugehen.

Als eine im Sinne Schillers sentimentalische Sängerin spaltet Simone Kermes ihr Publikum in Verehrer und Gegner, wie vielleicht nur die 2006 verstorbene Elisabeth Schwarzkopf das mit ihrer Kunst vermocht hat. Noch scheint der Vergleich zu hoch gegriffen. Noch!

Fauré-Quartett / Simone Kermes Mahler, Strauss Sony Classical, 2014 www.faurequartett.com, www.simone-kermes.de