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Meldungen

Martin Walser bedauert seine Paulskirchenrede

HAMBURG. Der Schriftsteller Martin Walser (88) bedauert seine als „umstritten“ geltende Rede von 1998 in der Frankfurter Paulskirche. Es sei „vielleicht leichtsinnig“ von ihm gewesen, „von der Instrumentalisierung des Holocaust zu sprechen, ohne Namen zu nennen“, sagte Walser in einem Interview mit dem Spiegel. „Ich könnte die Paulskirchenrede so nicht mehr halten.“ Er habe bei der Dankesrede zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an Günter Grass, Walter Jens und Joschka Fischer gedacht. Dabei habe der damalige Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis (1927–1999), geglaubt, er sei gemeint. „Das war natürlich fatal“, sagte Walser. Der Schriftsteller hatte damals von der „Instrumentalisierung unserer Schande zu gegenwärtigen Zwecken“ gesprochen. „Auschwitz eignet sich nicht dafür, Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel oder Moralkeule oder auch nur Pflichtübung.“ Auch seine Aussage, er schaue weg, wenn er die Bilder der Ermordeten in den Konzentrationslagern sehe, sei irreführend gewesen. „Es wurde mir von jüdischen Intellektuellen mit Recht übelgenommen, weil sie glaubten, ich wollte speziell von Auschwitz wegschauen“, sagte Walser nun. In solche Zusammenhänge dürfe man sich angesichts dessen, was geschichtlich passiert sei, nicht begeben. (JF)

Knabe fordert Mahnmal für Kommunismusopfer

BERLIN. Der Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, hat gefordert, in Berlin ein zentrales Mahnmal für die Opfer des Kommunismus zu errichten. „Nach jahrelangen Diskussionen wird es Zeit, für die Opfer politischer Verfolgung in der DDR ein Zeichen zu setzen. Der 25. Jahrestag der Wiedervereinigung wäre ein guter Zeitpunkt dafür.“ Knabe schloß sich damit einer Forderung ehemaliger DDR-Bürgerrechtler und SED-Verfolgter an. Im November vergangenen Jahres hatten diese eine entsprechende Petition an Bundestagspräsident Norbert Lammert übergeben. Zu den Erstunterzeichnern gehörten die Grünen-Abgeordneten Marieluise Beck, der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Stephan Hilsberg, die frühere Stasiakten-Beauftragte Marianne Birthler sowie die ehemaligen DDR-Bürgerrechtler Ulrike Poppe und Rainer Eppelmann. Initiator des Aufrufs war die Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG). Für das Denkmal haben Studenten der Technischen Universität Darmstadt in Kooperation mit der UOKG unterschiedliche Konzepte und Modelle entwickelt. Als Aufstellungsort ist der Spreebogenpark zwischen Hauptbahnhof und Bundestag vorgesehen. (hsh/JF)

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