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Blick in die Medien
Privat-TV am Ende?
Tobias Dahlbrügge

Als die privaten TV-Sender an den Start gingen, überraschten sie die gelangweilte Fernsehnation mit neuer Frische und originellen Ideen. Was ist davon geblieben? B-Ware in Endlos-Wiederholung – Narkotika im Fernsehformat. Medienjournalisten stellen die Frage: Sind die Privatsender am Ende?

Der FAZ-Ressortleiter Michael Hanfeld bilanziert, der Zuschauer könne „hinter Sat.1 ein Häkchen machen“, da das Programm nur noch „Schnarchpotential“ biete. Der Umsatz werde mit Nebengeschäften gemacht. Der Markenkern werde vernachlässigt. Sat.1. unterscheide „sich nicht mehr von Wiederholungskanälen wie Kabel 1 oder Super RTL“. Die Konsequenz sei, den Sender dichtzumachen.

Mit Schrottserien und sonstigen Sedativen seien auch die Privaten chancenlos.

Noch drastischer drückt es Daniel Bröckerhoff aus. Der TV-Autor prophezeit: „Das private werbefinanzierte Fernsehen wird zuerst den Löffel abgeben.“ Zumindest, wenn es so weitermacht, wie bisher. Seine Prognose: Wenn „die Bertelsmänner“ merken, daß die Übertragung des Geschäftsmodells ins Internet bedeutend weniger Geld einbringt, werden sie die Sender einfach schließen. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen könne dank der Zwangsgebühr noch länger weitersenden.

Mit Schrottserien und sonstigen Sedativen in Form bewegter Bilder seien auch die Privaten chancenlos gegen die Konkurrenz der Netflix-Abos und sonstiger Streaming-Dienste. Lernen könne das Fernsehen von den Youtubern. Die jungen Stars von der Straße, die mit der Handkamera ihr eigenes Fernsehen machen, gewinnen Millionen Fans, die ihre Kanäle abonnieren.

Ihr Vorteil sei die Authentizität. Wenn es gelänge, „daß einer vor der Kamera steht, der so natürlich wirkt wie ein Youtuber und trotzdem weiß, wovon er redet“, wäre das ein erster Schritt zu einem „New TV“ ohne Kulisse und Kunstlicht. Zum Beispiel mit einem Nachrichtensprecher, der nicht im Studio vom Teleprompter abliest, sondern im Wohnzimmer zu Stichworten improvisiert. So wie in den wilden Anfangstagen der Privaten.