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Konservative Buntheit
Eine Schriftenreihe gegen linksliberale Phantasmen
Dirk Glaser

Mit dem ersten Band der Schriftenreihe „Erträge“ dokumentiert die Berliner Bibliothek des Konservatismus Vorträge aus ihrem Veranstaltungsprogramm. Den Auftakt bilden fünf Reden von Alexander Demandt, Konrad Adam, Rolf Stolz, Kai Hammermeister und Stefan Blankertz.

Prima vista ist man versucht, von einer typischen Buchdeckelsynthese zu sprechen. Zu heterogen scheinen schon die Biographien der Referenten, um unter dem Dach des Konservatismus vereint zu werden. Da steht der Althistoriker Demandt neben dem Publizisten und Mitbegründer der Grünen Stolz, der in den AfD-Vorstand gewählte einstige FAZ-Feuilletonist Adam neben dem fast 30 Jahre jüngeren, in den USA lehrenden Philosophen Hammermeister und neben einem „Anarchokapitalisten“ wie dem habilitierten Pädagogen Blankertz. Intellektuelle, die wahrlich schwer auf einen Nenner zu bringen sind. Aber vielleicht zeichnet sich gerade der Konservatismus durch jene Buntheit aus, die gewöhnlich das totalitär-einfältige bundesdeutsche Gutmenschentum für sich reklamiert.

Und ungeachtet vieler intern konträrer Positionen beziehen die fünf Essays doch gemeinsam Front nach außen gegen Phantasmen des linksliberalen Zeitgeistes. Demandts Beitrag über den „konservativen Denker“ und NS-Gegner Oswald Spengler exemplifiziert das auf dem engeren Feld der Ideengeschichte genauso wie Stolz auf dem lärmenden Kampfplatz der „Einwanderungspolitik“, wo er auf Identitäten rekurriert, die dem Berliner „Bleiberecht für alle“-Humanitarismus nur im Wege stehen.

Am weitesten in tagespolitische Scharmützel mischt sich Konrad Adam ein, ohne daß der gelernte Altphilologe sich in Details verlöre. Sein Thema ist der „Klassenkampf“, den die politische Kaste mitsamt ihrer medialen Hilfstruppen gegen den Souverän, das Volk, mit zunehmender Erbarmungslosigkeit führt. Über die stark entpolitisierte Wählerschaft, deren Passivität selbstzerstörerische Projekte einer minoritären Nomenklatura überhaupt erst finanziell ermöglicht, scheint sich Adam noch Illusionen hinzugeben. Nicht jedoch über die eidbrüchige Entschlossenheit der Herrschenden, die stets jene für die Zukunft Deutschlands wichtigen Fragen wie Demographie, Migration oder Euro „um keinen Preis in den Wahlkampf“ ziehen wollen.

Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (Hrsg.): Erträge 1, Selbstverlag, Berlin 2015, broschiert, 132 Seiten, 9,95 Euro