© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/15 / 15. Mai 2015

Jungen und Mädchen im Matheunterricht: Unterschiedliches „Feedback“
Knaben im Visier der Lehrerin
(wk)

Die Schul- und Unterrichtsforscher Frank Lipowsky, Miriam Lotz, Caroline Theurer und Ann-Katrin Denn von der Universität Kassel untersuchten kürzlich, inwieweit es Unterschiede „im Feedbackverhalten von Lehrkräften gegenüber Mädchen und Jungen im Mathematikunterricht des zweiten Schuljahres“ gebe. Dabei erbrachte ihre Videoanalyse, welche 465 Kinder in 28 Schulklassen einschloß, folgendes Ergebnis, über das sie nun in der Zeitschrift Gender (1/2015) informieren: Es zeige sich, „daß Jungen generell häufiger Reaktionen auf ihr Verhalten erhalten als Mädchen, was hauptsächlich mit vermehrtem disziplinarischem Feedback an Jungen zusammenhängt. Lehrkräfte verwenden auch mehr negativ getöntes Feedback für Jungen als für Mädchen.“ Mit anderen Worten: Jungen bekommen zwar deutlich mehr Aufmerksamkeit im Unterricht, aber nicht als Folge ihrer Äußerungen zum Unterrichtsstoff, sondern wegen des jungenspezifischen Verhaltens, auf das die Lehrkräfte, welche in der Regel weiblich sind, was der Artikel nicht weiter thematisiert, „sensibler“ reagieren. Trotzdem freilich sehen die Kasseler Experten nur „moderat bedeutsame Unterschiede“ und damit keinen Handlungsbedarf auf seiten der Schulen. Ob dies auch der Fall gewesen wäre, wenn die Mädchen ein solch unproduktives Feedback erhalten hätten?

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