© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/15 / 15. Mai 2015

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Erlöst und vernichtet“, JF 20/15

Das Völkerrecht erneut gebeugt

Der 8. Mai 1945 war ein Tag der geschichtlich größten Niederlage deutscher Politik. Er war ein Tag der Befreiung, wie ein Tag der Vertreibung aus den alten deutschen Gebieten: Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Schlesien, Ostbrandenburg und Sudetenland. Er war somit ein Tag, an dem das Völkerrecht erneut gebeugt wurde.

Günther Ebert, Georgsmarienhütte




Schuldverblendeter Habitus

Der 8. Mai 1945 wurde im Volk überwiegend als das empfunden, was er war: die Besiegelung der deutschen Niederlage. Grotesk mutet es an, wenn heutzutage Menschen, die aufgrund ihres Geburtsjahres nicht mal die deutsche Teilung „live“ miterlebt haben, etwas von „Dank an die Befreier“ faseln und hierbei nicht selten in einem kollektivschuldverblendeten Habitus das Leid ihrer Groß- und Urgroßelterngeneration noch überheblich verhöhnen und verspotten („Sowas kommt von sowas!“).

Dem vom Mainstream gleichgeschalteten deutschen Weltbürger wird ein direkter Zusammenhang zwischen den Taten der Nazis und dem demokratisch völlig legitimen und verfassungsgemäßen Aufbegehren einiger Bürger gegen eine volksferne, utopische Multikultipolitik verkauft, der so gar nicht existiert. Das wissen die Politiker auch. Dumm sind sie nicht, sondern geschickt und manipulativ. Da ist es nur bezeichnend, wenn Staatsoberhaupt Gauck in seiner blumigen Rede vom 6. Mai 2015 die deutschen Opfer des Krieges und der Vertreibung mit keinem Wort würdigt. Das sucht auf der ganzen Welt wohl seinesgleichen.

Oliver Bake, Braunschweig






Zu: „Fünf nach zwölf“ von Jürgen Liminski, JF 19/15

Falsche Zeitangabe

Die Zeitangabe dieses hochinteressanten Beitrags – „Fünf nach zwölf“ – stimmt leider nicht: Die Zeit ist bereits viel weiter fortgeschritten, so weit, daß ein erfolgreiches Gegensteuern vergeblich ist. Seine acht Thesen für eine Wende hätten spätestens in den Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts verwirklicht werden müssen. Inzwischen wären diese Vorschläge wohl als Umvolkungsförderungsprogramm zu bezeichnen. Ein Beispiel: Die Erhöhung des Betreuungs- oder des Erziehungsgelds käme in der Hauptsache, wie alle anderen genannten Vergünstigungen den Familien Fremdstämmiger zugute. Eine weitere, sich steigernde Verschlechterung des Verhältnisses der Deutschstämmigen zu den Fremdstämmigen wäre unausweichlich.

Solange reiche kinderlose Paare mehr Ansehen genießen als ein Paar mit drei Kindern, sind Änderungen im generativen Verhalten nicht auszumachen. Der Humanethologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt warnte vor einem Wettlauf der Wiegen: Er sei nicht zu gewinnen! Insofern benötigt die Islamisierung Europas gar keine Attentäter und Terroristen, wenn – wie in manchen europäischen Regionen – heute bereits die Hälfte der Neugeborenen Kinder muslimischer Immigranten sind. Selbst Gaddafi erkannte schon 2006, daß dieser Siegeszug des Islam keine Kriegswaffen erfordere, bereits in einigen Jahrzehnten werde Europa ein moslemischer Kontinent sein.

Heinrich Jenny, München






Zu: „Krise in der AfD / Merkel stellt den Sekt kalt“ von Dieter Stein, JF 19/15

Der Riß ist kaum mehr zu kitten

War denn ein anderes Ergebnis zu erwarten? „Alternative“ hat sich die AfD genannt, aber sie wollte nur eines: den Ritterschlag der etablierten Parteien, so schnell wie möglich. Nur so könne man etwas bewirken, wurde den Wählern suggeriert. Wenn das so ist, warum trat die AfD dann als „Protestpartei“ an, versprach ihren Parteimitgliedern und Wählern, eine echte Alternative zu den etablierten Parteien sein zu wollen? Die große Lücke, die die FDP hinterließ, hätte für die von Herrn Lucke bevorzugte Volkspartei viel Raum geboten. Jetzt fühlen sich Wähler und Parteimitglieder der AfD benutzt und sind enttäuscht. Der Riß wird sich kaum mehr kitten lassen.

Gisela Bühner, Ense




Integrationsfigur Petry

Wir haben in Deutschland eine Ausnahmesituation. Das Establishment des politischen Systems handelt augenscheinlich konsequent gegen deutsche Interessen. In Polen etwa gilt für fast alle Parteien, egal ob links oder rechts: Polen zuerst! Insofern müßte sich die AfD doch – siehe Höcke oder Gauland – nach „rechtsaußen“ orientieren, sonst kann man gleich CDU wählen. Als Integrationsfigur kommt hier für mich nur Frau Petry in Frage. Sie steht für eine seriöse, sachliche Auseinandersetzung. Herr Lucke geriert sich als „Angsthase“, er geht keinerlei nationales Wagnis ein. Allerdings wahrt er den Ton, anders als Herr Henkel. Der Fall Pretzell indes erinnert mich an Desinformationskampagnen, wie sie aus der DDR bekannt sind.

Carsten Zöllner, Berlin




Linke Vereinfachung

Wenn die Höcke-Anhänger tatsächlich zu extrem sein sollten, ist es dann nicht falsch, sie in linker Vereinfachung mit dem „Rechts“-Verdikt zu belegen, statt jene Punkte zu geißeln, die in die Sackgasse führen? Die allermeisten AfD-Mitglieder wollen weder eine bessere NPD noch eine radikalere FDP, sondern aktuelle Versäumnisse und unrealistische Prestigeprojekte der Altparteien korrigieren.

Claus-Georg Pleyer, Zirndorf




Anpasser gibt es genug

Daß hier der Alternative für Deutschland das Sterbeglöckchen zu früh läutet, ist das eine. Damit das Geschäft der Alt- und Blockparteien zu betreiben, ist sicher nicht beabsichtigt. Daß aber die zweifelsohne gegebenen Flügelkämpfe innerhalb der Partei mit einer Polemik begleitet werden, erscheint mir als eine Anbiederung an den Mainstream. Durch was wird die Einschätzung des Thüringer Landeschefs Höcke gerechtfertigt als jemand, „der die Partei jedoch noch weiter nach rechts außen in eine Sackgasse führen möchte“? Auch von einer Kolumne ist zu erwarten, daß dortige Meinungen sich auf Tatsachen zurückführen lassen. Björn Höcke hat dieser Zeitung vor Monaten ein bemerkenswertes Interview gegeben. Weshalb er nun derart diffamiert und demontiert wird, erschließt sich mir nicht.

Der Marsch in die Versenkung ist gewiß, wenn die AfD-Spitze weiterhin zu all denjenigen Problemen unserer Gesellschaft und unseres Volkes schweigt, derentwegen diese Partei vor zwei Jahren Hoffnungsschimmer war. Wir brauchen keine jüngste der Altparteien, sondern echte Alternativen in allen Politikbereichen. Anpasser gibt es bereits genug.

Otto Baumann, Witzenhausen






Zu: „Lobby für Linke“ von Michael Paulwitz, JF 19/15

Regenbogen statt roter Fahne

Das Internet ersetzt nicht den Straßenprotest. Grundsätzlich geht es nicht um das Hochhalten möglichst vieler roter Fahnen an einem besonderen Tag, sondern um ein zähes und langatmiges emanzipatorisches Engagement im Alltag. Als Symbol dafür erscheint heute die Regenbogenfahne passender als die rote Fahne. Nur noch wenige rechnen sich der klassischen Arbeiterklasse oder dem Proletariat zu, mit dem die rote Fahne assoziiert wird.

Jürgen Frick, Dessau-Roßlau






Zu: „Klartext am Ortseingang“ von Mat­thias Bäkermann, JF 19/15

Makaber, aber aufschlußreich

Die Absicht, neben dem Orsteingangsschild von Raunheim per Tafel zu verkünden, der Ort sei „rassistenfrei“, ist makaber und aufschlußreich zugleich. Makaber, weil diese Wortschöpfung an eine Praxis des nationalsozialistischen Ungeistes erinnert. Nach Abschluß der nach dem Ghettoaufstand von Warschau angeordneten beschleunigten Liquidierung der Juden in Polen meldeten nämlich manche SS-Befehlshaber von dort voller Stolz, ihr Gebiet sei „judenfrei“. Zwar handelte es sich bei den ermordeten Juden um friedliche, ehrenwerte Bürger, was man von einem „Rassisten“ im Wortsinne nicht unbedingt behaupten kann. Bedenkt man aber, wie schnell einer heute als „Rassist“ bezeichnet werden kann, wenn er eine auch noch so begründete Kritik an bestimmten Verhaltensweisen bestimmter Gruppen von Ausländern äußert – noch vor nicht allzu langer Zeit begnügte man sich noch damit, einen solchen Menschen als „Ausländerfeind“ zu bezeichnen –, wird deutlich, wes Geistes Kind die Befürworter der erstrebten Kennzeichnung sind.

Dr. Theodor Seidel, Berlin






Zu: „Keine Presse ohne Wahrheit“ von Giselher Suhr, JF 19/15

Medialer Unisono-Gesang

Der hervorragende Artikel hätte wohl in keiner anderen deutschen Zeitung so erscheinen können, eben weil er der Wahrheit entspricht. Welche Zeitung möchte sich schon selber anklagen, schließlich berichtet sie ja selber „korrekt“. Wer in den Unisono-Gesang der Medien nicht mit einstimmt, muß mit Konsequenzen rechnen. Der scheidende Bürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky, hatte dies im „Interview der Woche“ im Deutschlandfunk am 29. März 2015 auf den Punkt gebracht: „Wer den Kopf raussteckt, der kriegt ihn abgehauen!“, weshalb keiner mehr über gesellschaftliche Fehlentwicklungen rede.

Dr. Winfried H. Rosowsky, Mönchengladbach






Zu: „Churchills Köder geschluckt“ von Hans-Jürgen Wünschel, JF 19/15

Die Warnung kam nicht zu spät

In diesen überzeugenden Artikel hat sich ein gravierender Fehler eingeschlichen. Es heißt dort: „Es galt, die amerikanische Öffentlichkeit davor zu warnen, an Bord des englischen Schiffes zu gehen, denn seine militärische Bedeutung war nicht öffentlich bekannt. Doch die Warnungen kamen zu spät.“ Diese Darstellung ist nicht richtig. Die Kaiserliche Deutsche Botschaft hatte am 22. April 1915 in den New Yorker Zeitungen unter der Anzeige der Cunard Linie über die Schiffspassage der Lusitania von NY nach Liverpool folgende Bekanntmachung veröffentlicht: „Bekanntmachung! Reisende, die beabsichtigen, sich für die Atlantikreise einzuschiffen, werden daran erinnert, daß zwischen Deutschland und seinen Verbündeten und Großbritannien und seinen Verbündeten ein Kriegszustand herrscht; daß das Kriegsgebiet die an Großbritannien angrenzenden Gewässer umfaßt, daß in Übereinstimmung mit formellen Bekanntgaben der Kaiserlichen Deutschen Regierung Seefahrzeuge, die unter der Fahne von Großbritannien oder einer ihrer Verbündeten fahren, in diesen Gewässern der Zerstörung unterliegen und daß Reisende, die auf Schiffen Großbritanniens oder deren Verbündeten in dem Kriegsgebiet fahren, dies auf ihr eigenes Risiko tun. Kaiserliche Deutsche Botschaft, Washington D.C., April 22, 1915“ (Fotokopie der Anzeige in Exploring the Lusitania, Robert Ballard mit Spencer Dunmore, London, 1996). Die Warnung kam also nicht zu spät.

Auch kamen hier selbstverschuldete Gründe hinzu, die aus der Katastrophe ein wahres Desaster machten. So waren einige Heizkessel nicht in Betrieb, man sparte einige tausend Pfund für Kohlen und riskierte dafür eine Million Pfund beim Schiffsuntergang. Auch fuhr die Lusitania nicht den vorgeschriebenen Zickzackkurs. Entsprechend zweifelte im anschließenden Seeamtsverfahren das Gericht, ob mit Einhaltung der Vorschriften die Versenkung hätte vermieden werden können. Die Liste der Fehler war aber viel länger: Das Schiffspersonal war nicht geschult für eine Rettung der Passagiere; auch war den Passagieren nicht mitgeteilt worden, wo sie die Schwimmwesten erhalten und wer sich in welches der Rettungsboote begeben sollte. So wurden leere Boote zu Wasser gelassen, volle Boote hingen noch an den Kränen und kippten um, und die Passagiere stürzten ins Meer. Das Seeamt erörterte sogar die Frage, ob nicht das Leben aller Passagiere hätte gerettet werden können, wenn sich der Kapitän und das Personal an diese Vorschriften gehalten hätten.

Die Ereignisse nach dem Untergang der Lusitania gereichten der berühmten Fairneß der Engländer nicht zum Ruhme. Viele Läden, deren Inhaber deutsche Namen trugen, wurden geplündert, die Möbel auf die Straßen getragen, dort zerschlagen und die Namensträger übel zugerichtet.

Dr. jur. Ferdinand v. Pfeffer, Luenen




Kein Passagierschiff mehr

Der deutsche Passagierdampfer „Cap Trafalgar“ war, als er am 14. September 1914 im Gefecht mit dem englischen Hilfskreuzer „Carmania“ so schwer beschädigt wurde, daß er von der eigenen Besatzung versenkt werden mußte, kein Passagier- oder Handelsschiff mehr, sondern ein Hilfskreuzer der Kaiserlichen Marine, der Handelskrieg führen sollte.

Seit dem 23. August 1914 hatten der Stab und die Besatzung des deutschen Kanonenbootes „Eber“ das Schiff übernommen und die beiden 10,5-cm-Geschütztürme der „Eber“ auf der „Cap Trafalgar“ installiert. Der englische Hilfskreuzer war jedoch mit seinen acht 12,5-cm-Geschützen dem deutschen Schiff weit überlegen. Bei der Selbstversenkung der „Cap Trafalgar“ ertranken deren Kommandant Korvettenkapitän Wirth und zwei seiner Offiziere. Der Rest der Besatzung wurde vom deutschen Dampfer „Eleonore Woermann“ aufgenommen.

Klaus Sagwitz, Sankt Augustin