© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/15 / 22. Mai 2015

Wirtschaftsweiser fordert, Bargeld abzuschaffen
Meine Münzen gehören mir
Ronald Gläser

All die sogenannten Verschwörungstheorien über abgehörte Telefone und mitgelesene E-Mails wurden durch die Snowden-Enthüllungen als wahr entlarvt. Mit dem Handy in der Tasche sind wir jetzt auch noch jederzeit zu orten. Und unser Auto dank neuer Technik auch bald. Der Mensch wird im 21. Jahrhundert zu einem Lebewesen, das fast nichts mehr geheimhalten kann. Er wird durchschaubar, gläsern.

Deswegen möchten Linke, die den Kapitalismus durch eine kommunistische Naturalienwirtschaft („jeder nach seinen Bedürfnissen“) ersetzen wollen, auch als Zwischenschritt das Bargeld abschaffen. So hat der Wirtschaftsweise Peter Bofinger nun gefordert, den „Anachronismus“ Bargeld, der „den Zahlungsverkehr ungemein erschwert“, abzuschaffen. Um Zeit zu sparen und Schwarzmärkte auszutrocknen.

Von wegen. Erstens ist Geld ein zivilisatorischer Fortschritt. Zweitens brauchen Bezahlvorgänge mit der Karte mehr Zeit als solche mit Bargeld. Und drittens werden Drogendealer und Schwarzarbeiter andere Möglichkeiten finden. Da müßte der Staat auch Gutscheine und Goldmünzen verbieten, wenn er Schwarzmärkte verhindern will. Was aber eintreten würde, wäre dies: Der Normalbürger würde noch stärker als bisher überwacht. Gegen Negativzinsen gäbe es kein Entrinnen mehr. Die Enteignung der Deutschen würde noch schneller voranschreiten. Darum geht es in Wahrheit.