© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/15 / 22. Mai 2015

Aufgeschnappt
Mutlos gefensterlt
Matthias Bäkermann

Starke Arme und Geschick sind hilfreich, um im Dunkeln an taunassen Leitern und Geländern das obere Stockwerk zu erreichen. Und ein wenig Mut gehörte schon immer dazu, um die Angst zu überwinden: vor dem Abrutschen, dem Erwischtwerden oder gar einer Zurückweisung am Schluß. Die Rede ist vom „Fensterln“, oder wie es ein Bursch im bayerischen Neubeuern an einem der derzeit boomenden „Fensterlkönig-Events“ auf den Punkt brachte, „die leiseste Oart, wie man zu am Mädel kimmt, ohne daß des der Papa mitkriagt“. Am 21. Mai sollte auch an der Universität Passau zu den jährlichen „Campus-Games“ ein Fensterl-König-Wettbewerb stattfinden, gesponsert vom Passauer Wirthaus Innbräu und „Tracht für alle Teilnehmer verpflichtend“, wie Plakate verkündeten.

Die veranstaltenden Sportstudenten verließ bereits der Mut, als Claudia Krell, Gleichstellungsbeauftragte der Universität, streng die Augenbrauen hob, und sagten die Gaudi ab: Das Fensterln verstoße nämlich „gegen das Gleichstellungskonzept der Uni“, weil es „die Frau zum Objekt degradiere“ etc. etc. Zwar moserten die Ausrichter, daß eine „ur-bayerische Sportart“ sich nicht den „Zwängen des Gender-Wahnsinns“ unterwerfen müsse: „Wir beugen uns aber vorerst dem Willen der Verwaltung.“