© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/15 / 29. Mai 2015

Umwelt
Vermaisung stoppen
Jörg Fischer

Maismonokulturen dürfen nicht länger mit Steuergeldern unterstützt werden“, fordert der Bund Naturschutz (BN). Futterbaubetriebe kämen „stark unter Druck, da Biogasbetreiber meist höhere Pachtpreise zahlen können“, so der bayerische BN-Landesbeauftragte Richard Mergner. Das war vor fünf Jahren, seither wurde das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zweimal reformiert – doch die Vermaisung der Landschaft hält an. 2014 waren bundesweit 8.000 Biogasanlagen in Betrieb – 200 mehr als ein Jahr zuvor. Für die in der Biogasproduktion eingesetzten Rohstoffe werden inzwischen zehn Prozent der deutschen Ackerfläche eingesetzt. Es sei daher „unerläßlich, alternative Substrate für die Erzeugung von Biogas zu finden“, heißt es in einer Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Energetisch gesehen trage Maissilage 55 Prozent zur Biogasgewinnung bei; die Wirtschaftsdünger Gülle und Festmist dagegen nur rund 13 Prozent.

Zusätzlich eine Flächenprämie von rund 200 Euro pro Hektar notwendig.

Die KIT-Wissenschaftler haben deshalb Landschaftspflegegras (L-Gras) von Obstwiesen und Sportplätzen als alternatives Gärsubstrat untersucht – mit ernüchterndem Ergebnis: Die Analysen zeigten, daß „die Produktion von Biogas aus L-Gras einen sehr teuren Verwertungsweg für dieses Substrat darstellt“. Für Ernte und Transport sei „ein vergleichsweise hoher Arbeitszeitbedarf nötig“. Zur Erhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit müßten Biogasproduzenten deshalb „zusätzlich eine Flächenprämie von rund 200 Euro pro Hektar erhalten, um 20 Prozent des bisherigen Substrates durch Landschaftspflegegras zu ersetzen“. KIT-Experte Ludwig Leible plädiert dennoch für L-Gras. Warum? Vielleicht, weil die Studie vom grün geführten Landesministerium für Ländlichen Raum in Stuttgart beauftragt wurde.


KIT-Studie „Biogas aus Landschaftspflegegras – Möglichkeiten und Grenzen“:  itas.kit.edu/