© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/15 / 12. Juni 2015

Die Bologna-Reform und die Beseitigung sozialer Ungleichheit
Unterschicht endet oft beim Bachelor
(wk)

Durch die 1999 vereinbarte Bologna-Reform, die das Ziel verfolgte, international vergleichbare Studienabschlüsse zu schaffen, sollten nebenher auch soziale Ungleichheiten im Bildungswesen verschwinden. Tatsächlich jedoch wurde „eine zusätzliche Übergangsschwelle im deutschen Hochschulsystem implementiert", welche vorrangig den Studenten „aus weniger privilegierten Elternhäusern" zum Verhängnis werde. Das ist das Fazit einer Untersuchung der Hannoveraner Soziologen und Bildungsexperten Markus Lörz, Heiko Quast und Jan Roloff (Zeitschrift für Soziologie, 2/2015). Unter den 25 Prozent der Bachelor-Absolventen, welche es vorziehen, keinen nachfolgenden Master zu erwerben, seien extrem viele, die aus unteren Schichten stammen. Das resultiere einerseits aus einer biographisch bedingten größeren praktischen Orientierung, andererseits aber auch aus Kostenerwägungen. Dennoch freilich scheuen die drei Wissenschaftler davor zurück, ihre Befunde dahingehend zu interpretieren, daß man die Bologna-Reform als gescheitert ansehen müsse, was die Herstellung von sozialer Gerechtigkeit betreffe. Stattdessen verweisen sie auf nebulöse „langfristige Arbeitsmarkterträge" der Bachelor-Absolventen, die vielleicht gar nicht so viel schlechter ausfielen als bei denjenigen, welche einen Master ihr eigen nennen. (wk)


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