© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/15 / 12. Juni 2015

Frisch gepresst

Naomi Klein: Die Entscheidung. Kapitalismus vs. Klima. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015, gebunden, 699 Seiten, 26,99 Euro



Autorenschlacht. Wie während der Weimarer Republik die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges literarisch verarbeitet und politisch funktionalisiert wurden, glaubt man sicher zu wissen. Hier die bösen, kriegsverherrlichenden „Stahlgewitter" Ernst Jüngers, die mit der Beschwörung der Frontgemeinschaft der NS-Volksgemeinschaft den Weg bereiteten, dort der gute, pazifistische Weckruf von „Im Westen nichts Neues", mit dem sich Erich Maria Remarque und seine Gesinnungsgenossen der Militarisierung des Bewußtseins vergeblich entgegenstemmten. Nach der Lektüre von Günter Scholdts quellensatter, Komplexität steigernder, im besten Sinne aufklärerischer Darstellung der Weimarer „Autorenschlacht" um die Deutungsmacht über die „Urkatastrophe" von 1914 bleibt von solchen krassen, den rapiden Schwund historischen Bewußtseins verratenden Engführungen kaum etwas übrig. (ob)

Günter Scholdt: Die große Autorenschlacht. Weimars Literaten streiten über den Ersten Weltkrieg. Institut für Staatspolitik, Schnellroda 2015, gebunden, 284 Seiten, 15 Euro