© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/15 / 03. Juli 2015

Elisabeth Tuider ist eine der treibenden Kräfte, Minderjährigen Sex nahezubringen
Ein Puff für alle
Wolfgang Kaufmann

Noch vor dreißig Jahren hätte man so eine Alte in den Knast gesteckt und sie solange dort behalten, bis sie verrottet wäre.“ Dies schrieb Akif Pirinçci 2014 auf seiner Facebook-Seite und meinte damit Elisabeth Tuider, die an der Universität Kassel den Lehrstuhl für „Soziologie der Diversität unter besonderer Berücksichtigung der Dimension Gender“ innehat. Grund für das harsche Urteil war das Buch „Sexualpädagogik der Vielfalt. Praxismethoden zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und Jugendarbeit“, an dem Tuider maßgeblich mitgewirkt hat. Darin finden sich siebzig konkrete Empfehlungen, wie etwa die, Minderjährige im Unterricht zu Theaterstücken über Analsex und zur Diskussion über den idealen „Puff für alle“ anzuhalten, womit nicht nur für Pirinçci sondern auch für zahlreiche Kinderschützer die Grenze zum Mißbrauch überschritten wird.

Trotzdem freilich unterstellt die 1973 geborene Tuider, die selbst ohne Nachwuchs ist, ihren Kritikern, „einen anonymen Cybersexismus und einen salonfähig gewordenen Antifeminismus“ zu betreiben, der sich aus „Modernisierungsängsten“ speise. Noch deutlicher wurde der Merseburger Genderforscher Heinz-Jürgen Voß: Selbiger behauptete in einem der wenigen expliziten Solidaritätsaufrufe zugunsten von Tuider, die Gegner der „großen Wissenschaftlerin“ seien „Hetzer vom rechten Rand“. Allerdings agiert auch Tuider als Ideologin reinsten Wassers: wie sie selbst zugibt, solle ihre „neoemanzipatorische“ Sexualpädagogik die immer noch herrschende „heteronormative Dominanzkultur“ in unserer Gesellschaft erschüttern, wobei die Inspiration hierzu aus den „marxistisch psychoanalytischen Interpretationen von Wilhelm Reich“ komme.

Darüber hinaus ist fraglich, was die Kasseler Soziologieprofessorin eigentlich für ihre Arbeit qualifiziert: Studiert hat Tuider nämlich bloß Pädagogik und Psychologie, trotzdem wurde sie 2009 an der Universität Münster in Soziologie habilitiert. Und beim genaueren Hinsehen zeigt Tuider ja dann auch auffällige Unsicherheiten im Umgang mit zentralen soziologischen Begriffen wie etwa dem des „sozialen Wandels“. Dieser ist ihrer Auffassung nach bereits dadurch vollzogen, daß man an den Schulen jetzt die sexuellen Abweichungen gleichberechtigt neben der normalen Sexualität behandeln könne – eine Position, die bei anderen Soziologen auf heftigen Widerstand stößt.

Tuider ist also eine ähnlich umstrittene akademische Erscheinung wie Antje Hornscheidt von der Universität Berlin, welche allen Ernstes verlangt, „geschlechtsneutral“ als „Lann“ und „Professx“ angesprochen zu werden und sich seit geraumer Zeit mit der Forderung konfrontiert sieht, ihren Lehrstuhl für Gender Studies und Sprachanalyse zu räumen, da dessen Zweck nicht darin bestehe, die eigenen Identitätsprobleme zum Inhalt von Forschung und Lehre zu machen.