© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/15 / 03. Juli 2015

Die ganze Welt ist regenbogenbunt
USA: Während das liberale Amerika die Legalisierung der Homo-Ehe zelebriert, gehen die Kirchen auf die Barrikaden
Josef Hämmerling

Die Homosexuellen-Lobby jubelte, und selbst das Weiße Haus strahlte in den Regenbogenfarben: In den eigentlich so prüden USA ist jetzt die Homo-Ehe freigegeben worden. Mit dem knappen Ergebnis von 5 zu 4 Stimmen entschied der Oberste US-Gerichtshof, die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare ab sofort in allen 50 US-Bundesstaaten freizugeben und sie heterosexuellen Ehen gesetzlich gleichzustellen. 

Eigentlich hatte Jim Obergefell, dessen Partner kurz nach der Eheschließung verstarb, nur gegen das entsprechende Verbot in Ohio geklagt. Der Supreme Court stellte aber in einem Grundsatzurteil fest, daß alle noch verbliebenen zwölf Bundesstaaten das Verbot der Homo-Ehe aus ihrer Verfassung streichen müssen. 

Zu den ersten Gratulanten gehörte US-Präsident Barack Obama, der sich erst sehr spät der LGBT-Bewegung (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender; auf deutsch: Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender) angeschlossen hatte. „Dieses Urteil ist ein Sieg für Amerika. Amerika kann sehr stolz sein“, erklärte der Präsident freudestrahlend im Rosengarten des Weißen Hauses.

Politexperten sind sicher: Dieses Urteil wird weltweite Wirkung haben und auf alle Länder den Druck erhöhen, Homo-Ehen ebenfalls zu erlauben. 

Wie auch in Deutschland bezüglich der Gleichstellung der Ehe gibt es auch in den USA viel Widerstand gegen das Urteil. Während rund einhundert der höchsten evangelischen Kirchenführer dieses in einer gemeinsamen Erklärung ablehnten, warnte die amerikanische katholische Bischofskonferenz sogar vor einer „auf Jahrzehnte unversöhnlich gespaltenen Gesellschaft“. Sie verwiesen auf die vor 40 Jahren ebenfalls vom Supreme Court freigegebene Abtreibung. Auch heute gebe es noch Massenproteste dagegen und sogar Gewalt gegen Abtreibungskliniken und -ärzte. Gerade in den Südstaaten müsse man weiterhin mit massenhaften Protesten gegen die Gleichstellung der Homo-Ehe rechnen. Zudem sei es in 18 US-Bundesstaaten noch möglich, Personen wegen ihrer sexuellen Orientierung zu entlassen. Vor dieem Hintergrund kündigte die Homosexuellen-Lobby bereits an, auch gegen diese Regelung vorgehen zu wollen. Auch die Regenbogen-Fraktionen in der ganzen Welt machen mobil. Eines der wichtigsten Länder sei Deutschland, das eine Vorreiterrolle in Europa übernehmen soll. 

Von den USA und Deutschland ausgehend sollen die Proteste dann vor allem auf Rußland ausgeweitet werden, das zwar homosexuelle Paare im „privaten Kreis“ zuläßt, Homosexualität und deren Propagierung in der Öffentlich aber nach wie vor verbietet. Doch Wsewolod Anatoljewitsch Tschaplin, ein Sprecher der russisch orthodoxen Kirche, wertete das Urteil bereits als „gottlos und sündig“.