© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/15 / 17. Juli 2015

Grüße aus Kapstadt
Perfekte Formel
Yorck Tomkyle

Kapstadt ist zwar nicht gerade arm an Attraktionen, soll aber nach dem Willen der Verantwortlichen um eine weitere reicher werden: man habe mit Bernie Ecclestone gesprochen und dieser habe der Perle am Kap in Aussicht gestellt, daß sich die Formel 1 für eine Rennstrecke am Kap begeistern könne.

Der gemeine Kapstädter ist ja traditionell sportbegeistert, so daß diese Nachricht viele Bewohner der Halbinsel elektrisiert haben dürfte – zumal das letzte Formel- 1-Rennen 1993 in der großen Rivalin Johannesburg veranstaltet worden war.

In der hiesigen Presse gab sich der CEO des Cape Town Grand Prix South Africa, Igshaan Amlay, auf Nachfrage optimistisch: er sei sicher, daß man nun die Unterstützung der Regierung für solch ein Projekt habe und daher auch die hohen Anforderungen der Formel 1 für eine Vergabe nach Kapstadt erfüllen werde; anders als im Jahre 2011, als eine Bewerbung noch an mangelnder finanzieller und politischer Unterstützung scheiterte.

Warum sollen sich Vettel & Co. nicht einmal am Kap mit teurem Schaumwein bespritzen.

Nun könnten Kritiker einwenden, daß Südafrika sicher andere Sorgen haben müßte als die, hochbezahlte Rennfahrer mitsamt ihrer Entourage zu beherbergen. Oder daß auch die teuren Millionenprojekte im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 sich nicht wirklich für das Land auszahlten.

Aber wir wollen an dieser Stelle nicht schon wieder meckern. Warum sollen sich Hamilton, Vettel & Co. nicht einmal am Kap gegenseitig mit teurem Schaumwein bespritzen?

Vielleicht muß man das Ganze auch durch die politische Brille sehen: Seit Jahren versuchen die BRICS-Staaten, geldpolitisch eine gemeinsame Sprache zu finden und der Übermacht des Westens, namentlich der Vereinigten Staaten, etwas entgegenzusetzen. Im schönen russischen Städtchen Ufa wurde nun von Wladimir Putin ein erneuter diesbezüglicher Versuch unternommen. 

Da es bereits in Brasilien, Rußland, Indien und China F1-Rennstrecken gibt, liegt es also nur in der Logik der Ereignisse, daß schließlich auch Südafrika zu diesem Quartett aufschließt und so zumindest schon einmal rennpolitisch eine gemeinsame Sprache mit den Verbündeten spricht.

Wer weiß – vielleicht wird man in ferner Zukunft rückblickend sagen, daß die Hinwendung der Formel 1 zu den BRICS-Nationen ein erster Schritt dazu war, das westliche Auslaufmodell abzulösen.