© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31_32/15 / 24. Juli 2015

Zeitschriftenkritik: Architectural Digest
Von Cornwall über München in die Toskana
Werner Olles

Hinter Eichenhecken wachsen Fächerpalmen und Agaven, wuchern Silberbäume und gelb blühende kanarische Sukkulenten, Bromelien und Strelitzien. Palmsträucher und südafrikanische Aloen vervollständigen den Eindruck: Im Garten von Tresco Island leuchten die Tropen. Britanniens blühende Schatzinsel macht den Eindruck eines verwunschenen Gartens. Die nur drei Quadratkilometer kleine Insel mit dem weißen, fast karibischen Sandstrand gehört zu den Isles of Scilly am westlichen Eingang des Ärmelkanals. Hundertvierzig Eilande liegen mitten im Golfstrom, der den Inselchen, von denen nur fünf bewohnt sind, ein mildes Klima und viele Sonnentage schenkt. Sie sind Teil des Herzogtums Cornwall, nur Tresco ist in Privatbesitz. Hundertsechzig Einwohner leben hier, Autos sind verboten.

Cornwall von seiner südlichsten Seite weist ein mediterranes Klima auf, mit Pinien, Palmen, Papageienschnabelblüten und Gewächsen aus 80 verschiedenen Ländern, die auf dem Festland verkümmern würden. AD (Architectural Digest) – Untertitel: Das Beste aus Interior, Stil, Design, Kunst und Architektur – führt den Leser in der Ausgabe Juli/August 2015 in das Wunderland der Tropeninseln Großbritanniens, wo der Golfstrom ein mildes Klima garantiert und die Temperaturen im Winter kaum unter 10 Grad sinken und im Sommer selten über 23 Grad steigen. 

Ortswechsel: In den sechziger Jahren urlaubten in der Bucht von Porto Ercole im äußersten Süden der Toskana Jackie Kennedy und Gianni Agnelli. In dieser Zeit wurde auch das „Il Pellicano“ errichtet. Nun feiert das legendäre Hotel seinen fünfzigsten Geburtstag. Weiter hinten glitzert das Mittelmeer, die Rosmariensträucher sind noch warm von der Sonne und duften intensiv. Auch Charlie Chaplin kaufte sich hier ein Landhaus. 

Gibt es solche Topquartiere auch in Deutschland? Wer verstehen will, was die begehrtesten Lagen auszeichnet, sollte über den Münchner Elisabethenmarkt flanieren. Dort lockt zwischen Landwerkstätten und berstenden Obstauslagen ein Biergarten mit schattigen Kastanien. Ein halbes Dutzend Cafés und Restaurants liegt nur zwei Gehminuten entfernt, dazu die Kurfürstenstraße mit ihren Designgalerien. Am südlichen Rand Schwabings haben sich zudem prächtige Gründerzeitvillen erhalten. Thomas Mann wohnte hier und schwärmte, das sei „kein Wald und kein Park“, sondern „ein Zaubergarten, nicht mehr und nicht weniger“. Die im Krieg zerstörte Villa steht übrigens wieder nachgebaut und ist gerade für mehr als 30 Millionen Euro verkauft worden. Berlin, München, Frankfurt, Hamburg, Düsseldorf – das sind die international gefragten deutschen Städte. Seit die Notenbanken die Finanzmärkte mit billigem Geld zuschütten, fließt immer mehr davon in die sichere Anlage Betongold. Die Immobilienpreise steigen, aber Toplagen folgen nun einmal einer anderen Konjunktur. Sie sind immer gefragt, ganz gleich, ob Boom oder Baisse.

Konatkt: Condé Nast Verlag, Karlstraße 23, 80333 München. Das Einzelheft kostet 8 Euro, ein Jahresabo 68 Euro. 

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