© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/15 / 07. August 2015

Ralf Bönt. Der Berliner Schriftsteller macht sich für die Rechte der Männer stark
Der Rebell
Ansgar Lange

Beim Kita-Streik geht es ums Geld, nicht ums Kindeswohl. Sonst würde die Forderung des Schriftstellers Ralf Bönt ernsthaft erwogen. Der hat anläßlich der Debatte über eine Quote für Frauen eine Quote in den Erziehungsberufen ins Gespräch gebracht: „Binnen zehn Jahren muß die Verdrängung von Männern gestoppt und umgekehrt werden: Vierzig Prozent männliche Erzieher und Lehrer!“

Während Alice Schwarzers schrille Version des Feminismus allgemein penetrant bekannt ist, dürfte der „Männerrechtler“ Bönt vielen unbekannt sein. Der Autor des Buches „Das entehrte Geschlecht. Ein notwendiges Manifest für den Mann“ ist von seiner Vita her ein „echter Kerl“: Nach der Lehre als Kfz-Mechaniker studierte er Physik. Bönt geht den Feministinnen nicht auf den Leim. Er formuliert locker und leicht und argumentiert nicht verbittert und vergrämt.

Schwarzer, so Bönt, sei der Franz Josef Strauß des Feminismus, „der notwendig gewesene Macho der Frauenbewegung“. Er selber predigt keinen Haß auf das andere Geschlecht und zieht die Errungenschaften der Frauenbewegung auch nicht in Zweifel. Bönt konstatiert eine Krise der Männlichkeit. Männer hätten nicht gelernt, eigene Forderungen zu stellen. Zu seinem Männer-Manifest gehören drei Kernpostulate: 1. Das Recht auf ein karrierefreies Leben zugunsten der eigenen Vaterrolle und der Familie. 2. Das Recht auf Krankheit, und 3. Das Recht auf eine geehrte Sexualität „jenseits von Diffamierung, Kapitalisierung und Kriminalisierung“.

Der 1963 bei Gießen geborene und in Bielefeld aufgewachsene Autor konstatiert, Männer gelten oft automatisch als Täter, Frauen als Opfer. Mit einem eindrucksvollen Beispiel macht der Naturwissenschaftler diese Absurdität deutlich: Im Vietnamkrieg wurden 58.173 Amerikaner getötet – davon acht Frauen.

Bönt zufolge werden diejenigen, die sich gegen die Benachteiligung von Männern und Vätern engagieren, von feministischen Autoren als frauenfeindlich, politisch „rechts“ und reaktionär dargestellt. Bei Bönt gelingt ihnen das nicht: Der Hesse veröffentlicht in renommierten Zeitungen und Verlagen, seinen neuen Roman „Das kurze Leben des Ray Müller“ etwa im März bei DVA.

Und so kann es sich Bönt leisten, unkonventionelle Thesen aufzustellen, ohne vom Diskurs der Wohlgelittenen ausgeschlossen und ins Abseits gestellt zu werden. Bönt weist darauf hin, daß physische und vor allem psychische Gewalt von Frauen gegenüber Männern tabuisiert wird, daß mehr Frauen als Männer Hitler gewählt haben und daß der Tod von Männern nicht gleich wiegt wie der Tod von Frauen. „Bei einem Bombenanschlag in Afghanistan wurden zehn Zivilisten getötet, darunter vier Frauen und drei Kinder“: Mit einer beliebigen Zeitungsmeldung illustriert er diese Form des feministischen Sexismus.