© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/15 / 14. August 2015

Zitate

„Ob in der Schule, vom Staat, den Frauenärzten – eigentlich bekommen Frauen bei uns immer nur beigebracht, wie man Kinder verhindert. Also, wie man zu verhüten hat, daß man sich besser erst auf die Berufsfindung konzentriert statt auf Nachwuchs. Ständig wird suggeriert, daß das Leben erst perfekt sein müsse, bevor man ein Kind in die Welt setzen könne.“

Dorothee Bär, Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin (CSU), in der „Welt am Sonntag“ vom 9. August 2015




„Wir können Europa nicht verlassen. Wir sind ein Teil des Kontinents. Was ist denn eigentlich der Ärmelkanal? Ein urzeitlicher Fluß, der etwas zu breit wurde. (...) Psychologisch werden wir immer ein Teil von Europa sein. Das Problem ist, daß derzeit der Euro und die Eurozone einen sehr großen Teil der emotionalen und geistigen Energie jener Leute aufbrauchen, die die Gemeinschaft lenken. Das ist ärgerlich. Europa sollte sich um viel mehr drehen. Ich finde, wir sollten uns auf das konzentrieren, wovon unsere Bürger profitieren.“

Boris Johnson, Bürgermeister Londons und konservativer Abgeordneter, im „Spiegel“ vom 8. August 2015




„Einige Prinzipien sind so unverzichtbar für den Bestand eines freien Gemeinwesens, daß ihre Vertiefung legitime Regierungspropaganda sein kann: daß die Bürger Gewaltverzicht üben und anderen Menschen mit Achtung und Rücksichtnahme begegnen, daß sie solidarisch handeln und daß sie Verantwortung für Nachkommenschaft tragen. Vielleicht auch noch Leistungsbereitschaft. Aber in allem anderen müssen wir frei sein, unvernünftig zu leben – ohne daß die von uns gewählte Regierung unser Steuergeld in die Hand nimmt, um uns zu bessern.“

Michael Prüller, Kommunikationschef der Erzdiözese Wien, in der „Presse“ vom 9. August 2015




„Vielerorts ist es sicherlich wahr, daß die ideologischen Unterschiede weitgehend verschwunden sind. Sozialdemokraten regieren in Koalitionen mit gemäßigten Konservativen. Der Neoliberalismus dominiert. Die Politik scheint sich zunehmend in ein geschlossenes System zu verwandeln, innerhalb dessen die Mitglieder derselben politischen Klasse um Jobs konkurrieren – anstatt sich für die besten Ideen oder für umfassendere kollektive Interessen einzusetzen.“

Ian Buruma, Professor für Demokratie, Menschenrechte und Journalismus, im Journal „Internationale Politik und Gesellschaft“ am 10. August 2015




„Man darf sich keine Illusionen machen: Völkerverständigung ist nicht nur eine Frage des guten Willens; es gibt kulturelle Schranken, die um so mächtiger sind, je weiter die Kulturen voneinander entfernt liegen. Zwischen den Hugenotten aus dem benachbarten Frankreich, den jüdischen Flüchtlingen aus Deutschland oder den Gastarbeitern aus Italien von einst und den Zuwanderern aus Afghanistan, Eritrea oder Nigeria von heute liegen Welten. ‘United Colors of Benetton’ ist ein nettes Werbesujet – aber nicht mehr. Im realen Leben wird Multikulti schnell zu Multihaß. Darüber kann keine Propaganda hinwegtäuschen.“

Alex Baur, Publizist, in der „Weltwoche“, Ausgabe 31-32/15