© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/15 / 14. August 2015

Donald Trump führt im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner
Der Ingwerschopf
Cornelius Persdorf

Tut mir leid, ihr Versager und Hasser, aber mein IQ gehört zu den allerhöchsten – und das wißt ihr alle!“ Ein ganzer Artikel der Huffington Post nur über Donald Trumps Mega-Volten auf Twitter. Mangelnde Bescheidenheit ist typisch für Donald Trump. Der 1946 in New York als Nachfahre pfälzischer Einwanderer geborene Immobilienhai und Stern am Himmel der republikanischen Präsidentschaftskandidaten war bereits mit 29 Jahren Multimillionär – dank Amerikas unbegrenzter Möglichkeiten und seines Vaters, dessen millionenschwere Baufirma er 1975 übernahm. Dann der Sprung in die Unterhaltungsindustrie: Seine Casting-Show „The Apprentice“ (Der Lehrling), in der der fleischgewordene „American Dream“ Kandidaten rücksichtslos mit der Parole „Du bist gefeuert!“ aussiebte, erreichte etliche Millionen Zuschauer. Nun wurde er selbst gefeuert: Im Juni kündigte NBC die Zusammenarbeit mit dem laut einer Umfrage beliebtesten Milliardär des Landes. Der Grund: Trump hatte kritisiert, aus Mexiko kämen „Leute, die sehr viele Probleme haben, die Drogen, Kriminalität und Vergewaltiger in unser Land bringen“. 

Hier zeigt sich sein Erfolgsrezept, Fakten und einfache Lösungen zu kombinieren: Amerika verliere wegen der Yuan-Abwertung gegenüber China Arbeitsplätze – unbestreitbar. Obama habe bis heute keinen Plan vorgestellt, wie der Islamische Staat zu schlagen sei – Allgemeingut. Ein massiver Zaun helfe gegen illegale Einwanderung – keine Frage. „The Donald“ beweist Instinkt: Die Einwanderungsfrage wanderte aus den Umfragen in Trumps weit aufgerissenen Mund und anschließend in die Kommentarspalten linker Zeitungen. Ergebnis: 26 Prozent für Trump bei der Republikaner-Basis, 15 Prozent für Jeb Bush auf Platz zwei. Dabei ist „Mr. Trumptastic“ keine demagogische Wetterfahne: Im aktuellen TV-Duell mit seinen parteiinternen Rivalen deutete er an, im Falle einer Niederlage bei den Vorwahlen möglicherweies als unabhängiger Kandidat um das Weiße Haus zu kämpfen. Nach der Sendung bemerkte er, der ihn kritisch befragenden Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly sei Blut aus den Augen „und auch sonstwoher“ geflossen. Entschuldigen will er sich dafür nicht. Solche Uneinsichtigkeit ist sein Markenzeichen, was ihm laut Umfragen aber nicht schadet.

Wenn sich der „Ingwerschopf“ – wie Comic-Held Homer Simpson ihn nennt – überhaupt in eine Schublade zwängen läßt, dann in die mit der Aufschrift „Unternehmer-Populist“ – so nennen Politologen entsprechend auftretende Quereinsteiger aus der freien Wirtschaft. Trump ist einwanderungskritisch, establish-mentfeindlich, charismatisch – und hat damit gute Chancen. Zumal ein Blick in die jüngere Geschichte der USA zeigt, daß radikale Republikaner die Präsidentschaftswahl fast immer gewonnen haben. Trumps Impulse täten dem Land gut.