© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/15 / 14. August 2015

Ein Hinrichtungsvideo aus dem Fernsehstudio
Verdacht: War die Enthauptung des amerikanischen Kriegsberichterstatters James Foley in der Wüste eine Fälschung?
Ronald Gläser

Vor einem Jahr wurde der damals 40jährige James Foley hingerichtet. Im November 2012 war der US-Kriegsberichterstatter spurlos verschwunden. Die Islamistengruppe, die ihn entführt hatte, kämpfte inzwischen für den Islamischen Staat und köpfte Foley vor laufender Kamera. Es war das erste einer Reihe von mitgefilmten blutigen Enthauptungen, die seitdem im Internet vom IS hochgeladen worden sind.

Nun wachsen die Zweifel an der Authentizität des Kurzfilms. Ein von der prorussischen Hackergruppe Cyberberkut veröffentlichtes Video zeigt die Dreharbeiten des Hinrichtungsvideos – in einem Fernsehstudio. 

Die Bilder scheinen von einer Überwachungskamera zu stammen. Sie zeigen die Aufnahme bis zu dem Moment, in dem der Mörder mit seiner Arbeit beginnt. Das Köpfen selbst wird auch im Original-IS-Video nicht gezeigt. 

Besonders spektakulär ist auch die angebliche Quelle des Mitschnitts der Überwachungskamera: Die Macher des Enthüllungsvideos behaupten, das Material vom Rechner des US-Senators John McCain gestohlen zu haben.

Das Berkut-Video ließe  sich leicht als Verschwörungstheorie abtun. Andererseits waren schon gleich nach der Veröffentlichung des Enthauptungsvideos etliche Kritiker aufgetreten. Auch der Focus hatte im August 2014 berichtet, daß Experten das Video anzweifelten. Unter anderem, weil Foley, der Todesangst gehabt haben muß, seine letzten Worte einwandfrei vortragen konnte. Und weil weder Blut noch die Enthauptung zu sehen sind. 

Fazit: Es wird auch bei Islamistenvideos immer schwieriger, Lüge und Wahrheit voneinander zu unterscheiden.