© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/15 / 28. August 2015

In den Spuren großer Vorläufer
Neuverfilmung: Die RTL-Dreharbeiten zu „Winnetou“ haben begonnen / Ein Albaner spielt den Apachen-Häuptling
Richard Stoltz

Kreshnik „Nik“ Xhelilaj aus Tirana (Albanien) und Wotan Wilke Möhring aus Detmold (Westfalen-Lippe) – mit einem solchen Namensgespann kann eigentlich nichts schiefgehen. Oder doch? RTL hat sich jetzt auf das Wagnis eingelassen, den seinerzeit hoch gefeierten und noch heute populären Winnetou-Filmen von Horst Wendlandt (mit Pierre Brice als Winnetou und Lex Barker als Old Shatterhand) ein „mindestens ebenso gutes“ Pendant an die Seite zu stellen. Philipp Stölzl führt Regie, die Dreharbeiten in Kroatien haben Mitte August begonnen, 2016 soll die Ausstrahlung erfolgen. Alle Wildwest-Fans freuen sich, einige sind aber auch besorgt.

Das Duo Brice/Barker paßte hervorragend zusammen und verkörperte so perfekt die Karl-May-Figuren, daß es danach einfach nicht besser werden konnte. Selbst der an sich sehr gute „DDR-Winnetou“ Gojko Mitic reichte in keiner Szene je an Pierre Brice heran, von seinem Old-Shatterhand-Partner ganz zu schweigen. Wie wird es nun mit Nik und Wilke? Können sie wenigstens halbwegs aus den Spuren ihrer Vorläufer heraustreten? Oder wird es nur Peinlichkeiten und höhnische Vergleiche geben?

Die Gefahr liegt nahe, daß sich zumindest Wotan Möhring als ein monumentales Weichei à la mode aufführt, das im Zeichen der neuartigen „Willkommenskultur“ nur noch Friedenspfeife raucht (statt gelegentlich auch einmal zum Henrystutzen zu greifen). Und Kreshnik Xhelilaj wird möglicherweise, von der Regie dazu angetrieben, aufdringlich seinen westbalkanischen Migrationshintergund herauskehren und die bösen Nordlichter in toto in die Pfanne hauen. Nun, hoffen wir auf das Bessere.