© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/15 / 28. August 2015

Zeitschriftenkritik: Traditio et Innovatio
Afrikanische Welse düngen Tomaten
Werner Olles

Fischzucht nimmt weltweit an Bedeutung zu. Während die Aquakultur etwa in Asien boomt, müssen in Deutschland die meisten Fische und Meeresfrüchte immer noch importiert werden. Bei gerade einmal zwölf Prozent liegt der Selbstversorgungsgrad bei uns. Dennoch entwickelt sich auch in Deutschland die Aquakultur-Branche allmählich. In einem Pilotprojekt an der Universität Rostock wollen Forscher nun die sogenannte Aquaponik optimieren, ein Verfahren, das Techniken der Fisch- mit denen der Pflanzenzucht verbindet. Aquaponik funktioniert nämlich auch dort, wo das Meer ein Stück weit weg ist – in einem modernen Gewächshaus zum Beispiel.

Die aktuelle Ausgabe (1/2015) von Traditio et Innovatio, dem Forschungsmagazin der Universität Rostock, berichtet in dem Beitrag „Forscher lassen Fische Pflanzen düngen“ über die Entstehung des europaweit einzigartigen Fisch-Glashauses für Aquaponik. In diesem geschlossenen System mit drei Aquakultursystemen und sechs Pflanzenkammern stellen afrikanische Welse, die wertvolles biologisches Futter erhalten und garantiert ohne Antibiotika aufwachsen, ihre natürlichen Ausscheidungen als Dünger Tomaten, Gurken und Kräutern zur Verfügung. Wichtige Nitrate und Phosphate gehen somit nicht ungenutzt an die Umwelt verloren. Weitere Vorteile sind weniger Wasserverbrauch, ganzjährige Erträge und ein Anbau ohne den Einsatz von Pestiziden. Darüber hinaus ist Aquaponik ressourcenschonend und spart lange Transportwege ein.

Ein weiteres neues Projekt befaßt sich mit der Phosphorforschung, denn Wasser, Erdöl und Phosphor sind die Rohstoffe, auf die die moderne Zivilisation baut. Doch ist deren Tragkraft nicht auf Dauer angelegt, denn nicht nur Wasser und Öl bereiten auf lange Sicht Probleme, auch Phosphor geht langsam zur Neige und ist inzwischen in die Liste der kritischen Rohstoffe aufgenommen worden. Ohne Phosphor kann es aber kein Leben geben. Sowohl für das Wachstum von Pflanzen als auch für das menschliche und tierische Leben ist dieses Element notwendig, da die Steuerung des Energiehaushalts und die Zusammensetzung der Erbsubstanz DNA direkt von seiner Verfügbarkeit abhängen. Für die Forschung stellt Phosphor daher als essentielles Nährelement für alle Lebewesen und die Bio-Ökonomie, die den globalen Phosphor schont, eine bedeutende Herausforderung dar.

Die „Welteislehre“ des Hobbyastronomen Hanns Hörbiger, nach der die meisten Körper des Weltalls aus Eis bestehen, beschäftigte nicht nur Dichter wie Reinhold Schneider oder Gottfried Benn, sondern auch zahlreiche Esoteriker, Parawissenschaftler und Verschwörungstheoretiker, aber vor allem Literaten, die Hörbigers Theorie für die okkulte Blutmystik Heinrich Himmlers verantwortlich machen wollen. Ein junger Nachwuchswissenschaftler will in seiner Dissertation nun die literarischen Rezeptionen der Welteislehre genauer untersuchen. Man darf auf seine Erkenntnisse gespannt sein.

Kontakt. Universität Rostock. Universitätsplatz 1, 18055 Rostock. 

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