© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/15 / 28. August 2015

CD-Kritik: Powerwolf
Partykracher
Thorsten Thaler

In einer Agenturmeldung hieß es kürzlich über die deutsche Metalband Powerwolf, sie sei der FC Bayern München des Heavy Metal, und die FAZ verglich sie gar mit Helene Fischer. Die Kollegen wollten ausdrücken, daß die Truppe aus dem Saarland (mit einem rumänischen Sänger) ebenso wie der Fußball-Rekordmeister und die Schlagersängerin zugleich verdammt und vergöttert, entweder geliebt oder gehaßt werde.

Nun mag das zwar so sein, aber erstens trifft es auf viele andere Bands auch zu, an denen sich die Geister scheiden, ist also kein Alleinstellungsmerkmal von Powerwolf. Und zweitens kommt es einem Todeskuß gleich, bleibt ein Etikett wie „Helene Fischer des Metal“ doch auf ewig an dem Quintett haften. Die fünf Wölfe, die allesamt unter Pseudonymen und geschminkt auftreten, werden sich bedankt haben. Dabei ist ihnen mit ihrem aktuellen sechsten Studioalbum „Blessed & Possessed“ ein ungemein starkes Werk gelungen. Es enthält elf Titel (eine Bonus-Edition bietet dazu acht Cover-Versionen unter anderem von Black Sabbath und Judas Priest) zwischen Power- und Speed-Metal mit Ausflügen ins Episch-Sakrale, eingängigen Refrains, Chor-Arrangements, packenden Orgel- und Gitarrensoli. Partykracher wie „Army of the Night“ erinnern deutlich an Sabaton – die deswegen demnächst hoffentlich nicht als „Andrea Berg des Metal“ firmieren müssen.

Powerwolf Blessed & Possessed Napalm Records (Universal Music), 2015 www.powerwolf.net  www.napalmrecords.com