© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/15 / 04. September 2015

CD-Kritik: Motörhead
Die Visage poliert
Thorsten Thaler

Urgestein, Institution, Legende, Kult: Über Lemmy Kilmister, den Frontmann von Motörhead, ist damit eigentlich alles gesagt. Inzwischen muß man sich jedoch ernsthaft Sorgen machen. Seit geraumer Zeit kämpft der britische Bassist und Sänger, der diesen Heiligabend seinen siebzigsten Geburtstag feiern kann, mit gesundheitlichen Problemen, Herzbeschwerden, Rückenschmerzen, fortschreitender Diabetes. Immer wieder mußten Konzerte ausfallen oder vorzeitig abgebrochen werden, zuletzt Donnerstag voriger Woche in Salt Lake City nach nur vier Songs. In einer offiziellen Stellungnahme der Band auf Facebook hieß es, die Höhenlage der Hauptstadt des US-Bundesstaates Utah habe es Lemmy schwierig gemacht, Luft zum Atmen zu bekommen.

Es war ausgerechnet der Vorabend der neuen Motörhead-Veröffentlichung „Bad Magic“. Das dreiundzwanzigste Studioalbum in der 40jährigen Bandgeschichte enthält zwölf rotzig-dreckige Rock-‘n‘-Roll-Titel (plus eine Coverversion des Rolling-Stones-Klassikers „Sympathy for the Devil“). Nach dem ersten Durchlauf dieses Albums fühlt man sich wie nach einer Runde im Boxring mit Mike Tyson, der einem gehörig die Visage poliert hat. Trotzdem lächelt man glückselig vor sich hin. Hörproben: „Victory or Die“, Thunder & Lightning“, „Fire Storm Hotel“ und die Halbballade „Till the End“.

Motörhead Bad Magic UDR Music, 2015  www.udr.music-com  www.imotorhead.com