© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/15 / 11. September 2015

Neue Kontroverse über die Sparpolitik des Reichskanzlers Brünung
Austerität gab Weimar den Rest
(wm)

Gab es eine Alternative zu der rigoros aufs Sparen fixierten Finanz- und Haushaltspolitik der von Heinrich Brüning zwischen 1930 und 1932 geführten Präsidialkabinette? Hätte mit einem anderen als dem Austeritätskurs des vom katholischen Zentrum gestellten Reichskanzlers die Weimarer Republik vor dem Untergang bewahrt werden können? Vielleicht sogar, wie jüngst kontrovers diskutiert, durch Annahme eines französischen Kreditangebots? Der Wirtschaftshistoriker Knut Borchardt hält dieses neu ins Spiel gebrachte Kreditangebot schlicht für unseriös, darin unterstützt von Roman Köster (Universität der Bundeswehr München), bekannt durch seine Untersuchung zur Geschichte der Wirtschaftswissenschaften in der Weimarer Republik (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 2/2015). Wer die Debatte um Weimars Ende neu entfachen wolle, benötige substantielle Argumente. Daran fehle es Brüning-Kritikern wie Tim B. Müller und Paul Köppen, deren Versuch, dem Reichskanzler größere Handlungsspielräume zu unterstellen, darauf hinauslaufe, die erste deutsche Republik als entwicklungsfähige, „hoffnungsvolle Lebensordnung, bevölkert von Demokraten und Optimisten“, zu verklären, die nicht nationalen und international bedingten Widerständen erlag, sondern die ab 1930 eine „Clique von phantasielosen Antidemokraten“ ins Verderben riß. 


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