© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/15 / 11. September 2015

Umwelt
Blühende Landschaft
Volker Kempf

Durch eine gemeinsame Anstrengung wird es uns gelingen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen schon bald wieder in blühende Landschaften zu verwandeln, in denen es sich zu leben und zu arbeiten lohnt“, versprach Helmut Kohl vor 25 Jahren. Die Milliarden-Investitionen haben sich gelohnt: Die innerstädtische Bausubstanz aus Vorkriegszeiten, einst schwarz vor Ruß, erstrahlt von Dresden bis Wismar in neuem Glanz. Flüsse erinnern nicht mehr an Kloaken, sondern an Gewässer für Fische. Ungefilterte Kohlekraftwerke gehören der Geschichte an, die Luft ist sauber. Der Wechsel vom Realsozialismus zur Marktwirtschaft war ein ökologischer Erfolg. Um so mehr erstaunt, daß dort die „sozialistische Tageszeitung“ der Ex-Einheitspartei wie früher selbstverständlich in Hotels ausliegt.

Dauerhafte Einspeisesondervergütungen à la Erneuerbare-Energien-Gesetz sind Sozialismus

Doch auch im Westen glauben nicht nur die Soziologen der Marburger Schule, es bräuchte eine Alternative zum siegreichen Kapitalismus, diese müsse irgendwie sozialistisch sein. Die geschundene Umwelt fungiert hier als Ersatzproletariat. Fossile Energieträger zu schonen, den Flächenverbrauch einzugrenzen und Artenvielfalt zu wahren, das sind wichtige Probleme, die weiter angegangen werden müssen. Über das Wie kann man streiten. So haben Alternativen immer auch spezifische Nachteile. Windkraftanlagen etwa, die in den blühenden Landschaften zum Massenphänomen geworden sind, haben zwar kein Abgasproblem, aber sie beeinträchtigen Landschaften, Tierarten und durch Infraschall mitunter auch die Gesundheit von Menschen. Nichts gegen Anschubfinanzierungen bei wünschenswerten Technologien. Doch dauerhafte Einspeisesondervergütungen à la Erneuerbare-Energien-Gesetz sind Sozialismus, der noch immer gescheitert ist. Ein neues System brauchen Natur- und Umweltschutz nicht, sondern Engagement und Sachverstand.