© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/15 / 18. September 2015

CD-Kritik: Iron Maiden – The Book of Souls
Überlang kurzweilig
Jörg Fischer

Mit dem Einstieg von Sänger Bruce Dickinson 1981 begann der Aufstieg von Iron Maiden zur erfolgreichsten britischen Metalband. Das vier Jahre später erschienene Album „Live After Death“, das fast alle ihre Klassiker enthielt, machte sie musikalisch unsterblich. Was danach kam – von der unterirdischen „No Prayer for the Dying“-LP abgesehen – war zwar hervorragend, doch Maiden-Konzerte ohne Prä-85er-Material und die 1992er-Hymne „Fear of the Dark“ sind undenkbar.
Auch das neue Album reiht sich hier ein. Die elf teils überlangen Stücke von „The Book of Souls“ hätten auch gut auf „Somewhere in Time“ (1986) oder „Seventh Son of a Seventh Son“ (1988) gepaßt, als Iron Maiden erstmals mit Synthesizern experimentierten. Das mit 92 Minuten bislang längste Maiden-Studiowerk ist kurzweiliger als der schwerfällige Vorgänger „The Final Frontier“.

Mit „The Red and the Black“, „Shadows of the Valley“ oder dem 18minütigem Schlußstück sind dem Sextett sogar potentielle Klassiker gelungen: „Empire of the Clouds“ beginnt gemächlich mit einem Piano-Intro, doch dann geht es überaus metallisch voran. Manche Melodiebögen erinnern teilweise an Wishbone Ash, die mit ihrem „twin lead guitar sound“ schon den jungen Steve Harris inspirierten – und der Ende dieses Jahres sein 40jähriges Bühnenjubiläum mit Iron Maiden feiern kann.