© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/15 / 25. September 2015

Abgastricks bescheren VW-Konzern Milliardenschaden
Doppelte Dummheit
Jörg Fischer

Das Umweltbundesamt warnt seit zwei Jahrzehnten vergeblich: „Dieselmotoren erzeugen, bei Turboaufladung besonders stark, prozeßbedingt wesentlich mehr Stickoxide als Ottomotoren.“ Auch die Bundesregierung und die Opposition wußten längst Bescheid – die Realemissionen liegen weit über den Werten auf Testständen. Was nach EU-Recht legal ist, ist in den USA ein Delikt. Der VW-Konzern versuchte dennoch, seine Dieselautos dort abzusetzen – und wurde von den amerikanischen Behörden zu Recht in die Schranken gewiesen.

Die Amerikaner mögen große Automatikautos mit hubraumstarken Benzinmotoren. Der Ford F-150 – ein Sechs-Meter-Bolide – ist seit 33 Jahren das meistverkaufte Auto. BMW, Mercedes und die VW-Tochter Porsche können in Amerika Premiumpreise für ihr Image einstreichen. Mit Allerweltswagen wie Golf, Jetta oder Passat gelingt das nicht, weshalb die VW-Kernmarke in den USA nur Verluste einfährt.

Gleichzeitig die Käufer auch noch vom Diesel zu überzeugen, wenn der Liter Benzin 65 Cent kostet, das mußte schiefgehen. Dabei noch mit Umweltschutz zu werben und heimlich an den Dieselabgaswerten von weltweit elf Millionen Autos rumzuschrauben, war eine doppelte Dummheit, die den VW-Konzern und die Aktionäre Milliarden kosten wird. Vom Ziel, bis 2018 vor Toyota und GM der weltgrößte Autokonzern zu sein, muß sich der künftige VW-Chef wohl verabschieden.