© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/15 / 25. September 2015

Aufgeschnappt
Völlig losgelöst
Matthias Bäkermann

Am Anfang war ein Kriminalfall. In Mering, einem Schlafstädtchen südlich von Augsburg, wurde Mitte September am Park-and-ride-Platz St. Afra eine Frau ins Gestrüpp gezerrt und vergewaltigt, als sie gegen 22 Uhr von der Bahnstation zum Auto ging. Die Polizei leitete umgehend eine Fahndung nach dem Täter ein (1,70 Meter groß, schlank, dunkle Haut und gebrochenes Deutsch sprechend) und durchsuchte ein vom Tatort gut einen halben Kilometer entferntes Asylbewerberheim. 

Vergangene Woche ruderte die Polizei jedoch zurück. Nun warnt Siegfried Hartmann, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord, vor „Panikmache“ oder davor, „Generalverdächtigungen“ auszusprechen. „Wir sind uns sehr wohl bewußt, was diese Täterbeschreibung auslösen kann“, verteidigt Hartmann die Fahndung seiner Kollegen mit dem wenig kultursensiblen Schurkenprofil gegenüber der Augsburger Allgemeinen. Damit die Tat nicht als „Wasser auf die Mühlen“ für jene diene, die „Vorbehalte gegen Asylbewerber“ hätten, werde nun „in alle Richtungen ermittelt“. Die Polizei gehe zudem von einem „Einzelfall“ aus. Dennoch rät Hartmann, „völlig losgelöst von der Flüchtlingsproblematik“, daß Eltern künftig ihre Kinder abholen sollten und Frauen nicht alleine nach Hause gehen.