© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/15 / 25. September 2015

Zeitschriftenkritik: ma vie
Dem Getöse entkommen
Werner Olles

Vom Verlag als „das neue Wohlfühl-Magazin für eine attraktive Leserschaft, die ihr Leben bewußter leben und zwischen Apple, Amazon und Achtsamkeit eine gute Balance in ihrem Alltag finden möchte“, beworben, bereichert ma vie (Untertitel: „Die Kunst, sich Zeit zu nehmen“) seit dem Spätsommer den deutschen Zeitschriftenmarkt. Die „hochwertige Heftausstattung“ inklusive herbstlichem Geschenkpapier und Karten soll Käufer anlocken, die einerseits „modern, reflektiert und offen“ sind, denen es andererseits jedoch auch um „traditionelle Werte, bewußten Konsum und Qualität“ geht. So bezeichnet sich die Zeitschrift selbst als „eine Einladung, einfach mal innezuhalten und sich Zeit und Raum zu geben für die Frage: Wo stehe ich mit meinem Leben, welche Ansätze gibt es noch, inspirieren mich neue Ideen und Gedankenspiele?“ 

Das Magazin erscheint zweimonatlich mit 132 Seiten und einer Druckauflage von 150.000 Exemplaren. Mit der Titelgeschichte „Die Kraft der Stille – Warum man nur im Leisen zu sich selbst findet“ knüpft die aktuelle Ausgabe von ma vie an ihr Motto an, „alles andere als einen Höher-Schneller-Weiter-Kurs“ zu propagieren. Was der Zukunftsforscher Matthias Horx schon 2007 als „Gegenbewegung zur Beschleunigung“ vorhergesagt hat, ist inzwischen allgegenwärtig. Gestreßt vom Alltag reden wir zwar von Achtsamkeit und kaufen entsprechende Ratgeber beziehungsweise bewundern Menschen, die sich kurzerhand eine Auszeit nehmen, doch der geschäftige Alltag funkt ständig lautstark dazwischen. Dabei klopfen jährlich bis zu zehntausend Ruhesuchende an die Türen deutscher Klöster, um wenigstens ein paar Tage der Hektik und dem Getöse zu entkommen, dem sie sich zunehmend ausgeliefert sehen, und das ihnen Kopfschmerzen bereitet, Puls und Blutdruck in die Höhe treibt und sie nachts nicht schlafen läßt. „Unerwünschten Schall“ nennt das die Psychoakustik oder auch: Geräusche, die andere machen. Der brummende Verkehr etwa, der zunehmende Fluglärm, die nervigen Nachbarn, die ständig die Haustür ins Schloß krachen lassen, oder quasselnde Kollegen, die in Großraumbüros permanent Privatgespräche führen.

Über altes Heilwissen, das inzwischen neu entdeckt wird, berichtet ein Beitrag über die zu Unrecht in Vergessenheit geratene Traditionelle Europäische Medizin (TEM). Zwar kennt fast jeder asiatische Heilmethoden wie Ayurveda oder die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), doch ist TEM bisher den wenigsten geläufig. Tatsächlich gibt es bei näherer Betrachtung viele Parallelen der verschiedenen Heilverfahren, zu denen so bekannte Behandlungskonzepte wie die klassische Homöopathie oder die Spagyrik gehören. Im Mittelpunkt aller Behandlungen steht hier die ganzheitliche Gesundheit des Menschen. Die Wiederentdeckung der alten traditionellen Europäischen Heilmethoden stellt somit für die moderne Medizin eine echte Bereicherung dar.

Kontakt: Medien Innovation GmbH, Hubert-Burda-Platz 1 77652 Offenburg. Das Einzelheft kostet 5,95 Euro, ein Jahresabo 29,75 Euro.

 www.mavie-mag.de