© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/15 / 25. September 2015

25 Jahre Vereinigung: Weniger Alkoholkranke und Kinder, dafür mehr Drogenopfer
Gesundheitliches Westniveau
(ob)

Wenigstens an der deutschen Gesundheitsfront ist nach 25 Jahren Wiedervereinigung eine relativ positive Bilanz zu ziehen. Leben doch die Mitteldeutschen nach einer Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung jetzt „deutlich gesünder“ als in der DDR. Sechsjährige können zudem besser rechnen als diese Jahrgänge kurz vor der Wende. Leider liege aber die Geburtenrate infolge des Wegfalls familienfördernder DDR-Maßnahmen mit 1,4 Kindern pro Frau jetzt nur knapp über dem Westschnitt. Gesunken sei die Zahl alkoholbedingter Todesfälle, obwohl in den östlichen Bundesländern weiterhin mehr Menschen an den Folgen mißbräuchlichen Alkoholkonsums sterben als im Westen. Das erkläre sich historisch: Von 1950 bis 1989 stieg der Konsum von Hochprozentigem pro DDR-Bürger von 1,3 auf 15 Liter jährlich an. In der sozialistischen Mangelwirtschaft seien Spirituosen bis zuletzt in großer Auswahl verfügbar gewesen (Deutsches Ärzteblatt, 33/34-2015). Eine höchst unerwünschte Angleichung an Westverhältnisse habe sich hingegen bei anderen Rauschmitteln ergeben. Bei den Drogentoten lägen westlich geprägte Großstädte wie Hamburg und Berlin zwar klar über dem Bundesdurchschnitt. Aber aus Tschechien gelangen über die offenen Grenze zunehmend synthetisch hergestellte Drogen wie Crystal Meth nach Sachsen und Thüringen. 


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