© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/15 / 02. Oktober 2015

Kataloniens Separatisten gewinnen Regionalwahl
Unmißverständlich
Martin Schmidt

Diese Runde im Pokerspiel um die staatliche Zukunft Kataloniens ging eindeutig an die Unabhängigkeitsbewegung. Mit 63 von 135 Sitzen im künftigen Regionalparlament in Barcelona gewann die Allianz Junts pel Sí (Gemeinsam fürs Ja) zusammen mit der neomarxistischen CUP die absolute Mehrheit der Sitze. Weder die im Vorfeld angestimmten lautstarken Sirenengesänge von Großindustrie und Banken noch die verfassungstechnischen Einschüchterungen der Madrider Zentralregierung konnten das verhindern.  

Der Stern von Regionalpräsident Artur Mas sinkt also mitnichten, wie es manche Beobachter noch vor kurzem herbeizureden versuchten. Im Gegenteil: er strahlt heller denn je. Vor allem auf dem Lande, wo es weit weniger Zuwanderer aus Innerspanien oder Nordafrika gibt als in den größeren Städten. Die Botschaft des Volkes ist unmißverständlich: Wir wollen eine souveräne Republik, und zwar schnell.

Madrid kann dagegen wohl nur noch mit äußerster Härte vorgehen, was eine unverantwortliche Destabilisierung, im Extremfall eine ETA-isierung Kataloniens bedeuten würde. Oder es geht andere Wege. Podemos-Chef Pablo Iglesias hat dies schon getan, indem er für den Fall eines Sieges seiner Partei bei den gesamtspanischen Parlamentswahlen im Dezember eine verbindliche Volksabstimmung in Katalonien über die Unabhängigkeit in Aussicht stellte.