© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/15 / 02. Oktober 2015

Lesereinspruch

Undankbar

Zu: „Was sind deutsche Interessen“ von Konrad Adam (JF 39/15)

In seiner grundsätzlichen Analyse aus Anlaß der vor sechzig Jahren verkündeten Hallstein-Doktrin äußert Konrad Adam, man müsse „jedoch kein Russenfreund und kein Verehrer Putins sein, um zu amerikanischen Präsidenten vom Schlage Reagans (...) Distanz zu halten“. Gerade die Distanzierung von Ronald Reagan hätte ich von Adam nicht erwartet. Reiht er sich doch damit in die Phalanx derjenigen ein, die die Bedeutung Reagans auch für den Fall der Mauer („tear down this wall“) bis zum heutigen Tage nicht anerkennen wollen. Dabei war durch seine druckvolle, offensive Politik – die erhebliche Aufrüstung (SDI) oder die Verschärfung der Cocom-Liste (Hochtechnologie wurde so gut wie gar nicht mehr geliefert) – die Sowjetunion wirkungsmächtig in die Defensive gedrängt worden. 

Reagan war aber nicht nur ein kalter Krieger. Er wollte diesen Kalten Krieg möglichst diplomatisch gewinnen – und fand einen Partner in Gorbatschow. Im Zusammenwirken mit ihm wurde Reagan zu einem großen Politiker auch für uns Deutsche, die ihm dankbar sein könnnen.

Jörg Reinwein, Frankfurt am Main