© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/15 / 02. Oktober 2015

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Freitag voriger Woche hatte ich eine Verabredung mit dem Tod. Ist ein netter Kerl. Und vor allem lustig. „Hallo, mein Name ist der Tod, ich soll hier für Stimmung sorgen“, eröffnete er den Abend im Kulturhaus Berlin-Spandau, nachdem im Vorprogramm „Das blühende Leben“ auftrat. Sterben habe bisher „einen recht negativen Ruf“, erzählt der Tod, deshalb sei er nun auf „großer Imagekampagne“. Dazu zeigt er den Zuschauern Radieschen von unten. Um sich mit ihm anzufreunden, spielt er auf der Blockflöte („auf dem letzten Loch gepfiffen“), liest aus seinem Tagebuch („7.12 Uhr, bin sterbensmüde“), ist als Club-Animateur unterwegs („Ein Stein, der deinen Namen trägt, / auf einem dunklen Friedhof steht, / den schenk’ ich dir heut’ Nacht“), zeigt eine Fotoshow mit allerlei skurrilen Schnappschüssen und veranstaltet ein Quiz mit zwei Kandidaten aus dem Publikum. Außerdem hat er eine Sense to go dabei, die im Jenseits gerade „der absolute Hit“ sei. Es sei total praktisch, wenn man das Ding auch mal wegstecken könne, „in der S-Bahn wird man damit immer so blöde angeguckt“. Wozu er die Sense aber überhaupt brauche? Antwort: Zur raschen Bewältigung von Großaufträgen.


Die Death-Comedy-Show „Mein Leben als Tod“ tourt seit vier Jahren durch die Lande. 2013 gewann der bis heute unter einer schwarzen Kutte verborgen gebliebene Sensenmann beim Kleinkunstfestival der Berliner Wühlmäuse den Jurypreis. Im Jahr darauf erschien bei S. Fischer ein ebenso betiteltes Taschenbuch, das inzwischen fünf Auflagen erfahren hat. Auf Youtube ist er mit seiner Praktikantin Exitussi zu sehen („Todis Welt“). Zudem tritt der Tod auch für Bestattungsunternehmen, in Altenheimen oder Hospiz-Stationen auf. Makaber? Mitnichten. Befremdlich ist doch eher, daß Freund Hein zwar jeden umfängt, er hierzulande im öffentlichen Raum aber weitgehend ausgeblendet bleibt. In seinem Programm erzählt der personifizierte Tod, er habe beim Hospiztag vor mehreren hundert Menschen gespielt, die wußten, daß sie bald sterben werden, ihre letzten Tage aber nicht depressiv, sondern fröhlich und lachend verbringen wollten. Daß dafür erst er kommen müsse, um ihnen dabei zu helfen, sei paradox.


Bis weit ins nächste Jahr hinein ist der Tod („Atmen wird völlig überschätzt“) mit seinem Soloprogramm quer durch Deutschland unterwegs. Ein Besuch lohnt sich, versprochen! Es ist ein gutes Gefühl, dem Schnitter ins Gesicht zu lachen. Weitere Informationen unter: www.endlich-tod.de