© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/15 / 02. Oktober 2015

„Nur nicht überbewerten“
ARD-Themenwoche: Der Senderverbund widmet sich politisch überaus korrekt der Frage, was Heimat bedeutet
Felix Lehmann

Welche Bedeutung hat die „Heimat“ aus Sicht der öffentlich-rechtlichen Sender? Ab dem 4. Oktober kann sich der Zuschauer während einer ARD-Themenwoche ein Bild davon machen. 

Angesichts der Asylkrise sehen die Programmverantwortlichen offenbar Nachhilfebedarf. Der Intendant des federführenden Südwestrundfunks will damit einen besonderen Beitrag zum „Public Value“ (zu deutsch: Gemeinwohl) des öffentlich-rechtlichen Rundfunks leisten. Eine Aussage ist zumindest sicher: „Heimat ist kein Ort“, stellt Volker Herres, der Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens, fest.

 Thorsten Scholz von der Punkband Beatsteaks steckt schon einmal den politischen Rahmen der Themenwoche ab. Man müsse „total aufpassen“, denn es gebe „sicherlich ein paar Trottelnasen, die den Begriff ganz ganz schlimm mißbrauchen“. Die gibt es bestimmt. Fragt sich nur, ob diese Trottelnasen vor dem Fernseher oder vor der Kamera sitzen. „Auf gar keinen Fall überbewerten, auf gar keinen Fall stolz auf Heimat und Herkunft sein“, gibt der Punker den Zuschauern vorsorglich mit auf den Weg.

 Da verwundert es auch nicht mehr, daß Deutschlands guter Ruf in der Welt an den Machern der ARD vollkommen vorübergegangen zu sein scheint. In dem Film „Zum Glück Deutschland: Ein neuer Blick auf unser Land“ (5. Oktober, 22.45, ARD) wird behauptet, die Deutschen seien „völlig überrascht“, daß ihr Land in einer Umfrage der BBC schon zum zweitenmal zum beliebtesten Land der Welt gewählt wurde. Machten es doch der Zweite Weltkrieg und der Holocaust den Deutschen schwer, das eigene Land zu lieben. Vielleicht liegt das auch nur an 65 Jahren ARD-Programm.

 Ob der „Public Value“ der deutschen Heimat durch die knapp 60 Sendungen in TV und Hörfunk gesteigert wird, sei einmal dahingestellt. Hoffen wir nur, daß die kostbare Zeit der Zuschauer nicht ganz schlimm mißbraucht wird.