© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/15 / 02. Oktober 2015

Heilung im EU-Ausland: Wenig Vertrauen ins grenzenlose Therapieangebot
Im OP schlägt Nation Europa
(dg)

Zum Leidwesen der bundesdeutschen Avantgarde kommt die Ausprägung „europäischer Identität“ nur extrem schleppend voran. Deutsche Steuerzahler fremdeln mit der „Schuldenunion“, Osteuropäer wehren sich gegen die von Brüssel erzwungene multikulturelle Öffnung und die Briten bereiten gar den EU-Ausstieg vor. Aber Widerstände gegen den eingeforderten Bewußtseinswandel offenbaren sich nicht allein in Fragen der großen Politik. So haben sich von 28.000 EU-Bürgern, die im Auftrag der Brüsseler Kommission darüber befragt wurden, 2014 nur fünf Prozent in einem anderen EU-Staat medizinisch behandeln lassen. Davon drei Prozent unfreiwillig, weil sie die Krankheit im Ausland überraschte, und lediglich die übrigen zwei Prozent hätten dies bewußt geplant. Auf die vage formulierte Frage, ob man „generell bereit“ sei, sich im Ausland kurieren zu lassen, antworteten 49 Prozent mit Ja, 46 Prozent sprachen sich dagegen aus. 53 Prozent würden den Schritt nur riskieren, „wenn die Qualität der Behandlung im Ausland besser ist“. Jedoch nur für 23 Prozent sind „kostengünstigere“ Dienste ein Argument für Behandlung von fremden Ärzten (Deutsches Ärzteblatt, 31-32/2015). Ganz oben auf der Liste der Erkrankungen, für die man Unwägbarkeiten einer Auslandsreise auf sich nehmen wolle, stünden Krebs (53 Prozent), Herzoperationen (38) und Zahnbehandlungen (28). 


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