© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/15 / 09. Oktober 2015

Tania Kambouri wagt die multikulturellen Probleme auf unseren Straßen anzuklagen
Die Mutige
Christian Schreiber

Es ist rund zwei Jahre her, da hatte Tania Kambouri einen freien Tag. Doch die Eindrücke des zurückliegenden Einsatzes blieben bei der damals 30jährigen Polizeikommissarin haften. Ein Türke hatte sie und ihre Kollegen gerufen, dann aber selbst völlig die Fassung verloren. „Bullenschlampen“ war noch mit das Harmloseste, was er der griechischstämmigen Polizistin an den Kopf war. „Damals hat es mir gereicht. Ich liebe meinen Beruf, aber nicht die Anfeindungen, denen wir ausgesetzt sind“, sagte sie kürzlich in einem Interview.

Damals setzte sie sich an den Computer und schrieb einen offenen Brief an die Deutsche Polizei, die Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Wie sieht die Zukunft in Deutschland aus, wenn straffällige Migranten sich (weiterhin) weigern, die Regeln in ihrem Gast- beziehungsweise Heimatland zu akzeptieren?“ fragte sie mahnend. 

Die Resonanz war beeindruckend. Die GdP teilte mit, „zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet“ hätten sich gemeldet und die Sicht Kambouris geteilt. Der Gewerkschaftsvorsitzende Oliver Malchow offenbarte: „Es gab viel Lob für die Kollegin, weil sonst keiner den Mut hat, so etwas zu sagen oder die Zustände zu beklagen.“ Die Beamtin sprach von einem Gefühl der Machtlosigkeit, das vielen Polizisten die Motivation raube, viele liefen mit der geballten Faust in der Tasche herum. Die wenigsten aber trauten sich, etwas zu sagen, „weil sie dann sofort in die Nazi-Ecke gestellt werden“. Deutsche Kollegen und Freunde äußerten gegenüber Kambouri, die 1983 in Bochum geboren wurde, wo sie heute auch ihren Dienst versieht, sich im eigenen Land nicht mehr wohlzufühlen. Etwas, das sie bestätigen könne, gehe es ihr wegen der hohen Zahl ausländischer Straftäter in ihrer Heimatstadt doch nicht anders, gestand sie in der FAZ.

Die Resonanz auf ihren Brief veranlaßte die Deutsch-Griechin, noch mehr Material zu sammeln. In ihrer Freizeit durchstöberte sie das Internet, telefonierte und korrespondierte mit Kollegen. Herausgekommen ist dabei nun das Buch „Deutschland im Blaulicht. Notruf einer Polizistin“, das am Montag dieser Woche im Piper-Verlag erschienen ist und sich bereits zum Amazon-Bestseller entwickelt. 

Anders als viele ihrer Kollegen hat Kambouri keine Angst, in die rechte Ecke gestellt zu werden. Sie verweist auf ihre ausländische Abstammung und beansprucht, auch für die Mehrheit der integrierten Ausländer zu sprechen. Sie wolle aber den Finger in die Wunde legen, „damit wir uns nicht länger von Sozialromantikern blenden lassen“. Denn, so warnt sie in ihrem Buch, „wir verlieren die Hoheit auf der Straße“, auch weil der Polizei mittlerweile der Rückhalt in Politik und Justiz fehle. Als Medienstar oder gar „weiblichen Sarrazin“, wie manche Medien fabulieren, sieht sich die Unerschrockene aber nicht. Sie möchte auch weiterhin pflichtbewußt Streife fahren.