© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/15 / 09. Oktober 2015

Mythen über die „Schweiz des Orients“: Ausländeralltag im rassistischen Libanon
Es fehlt an Willkommenskultur
(dg)

Als ewige „Bürgerkriegsflüchtlinge“ zählen Libanesen seit Jahrzehnten zu den Favoriten der bundesdeutschen Asyllobby. Viele dieser „Einwanderer“ haben sich inzwischen zwar nicht integriert, aber als „schrecklich nette Familien“ entweder fest im kriminellen Milieu – wie die Prozesse gegen aus dem Libanon stammende Mhallami-Kurden (JF 34/15) offenbaren – oder als Dauerempfänger staatlicher Sozialleistungen etabliert . Als zusätzlicher Bonus galt ihren deutschen Fürsprechern ihre Herkunft aus der toleranten multikulturellen „Schweiz des Orients“. Ein typisch gutmenschliches Vorurteil, wie die auf Arabien spezialisierte Publizistin Hannah Wettig warnt (Zeitschrift des Informationszentrums Dritte Welt, 5/2015). Denn wie überall im arabischen Raum, wo der „Rassismus systematisch, allumfassend und permanent“ im Alltag anzutreffen, sei er auch im Libanon präsent. Dies bekämen in dem Staat mit nur vier Millionen Einwohnern am schmerzlichsten die 250.000 Hausangestellten aus Afrika und Asien zu spüren. Deren rechtlose Existenz und Diskriminierung würden von „MenschenrechtsaktivistInnen“, die sich zumeist nur für Palästinenser im Libanon engagieren, selten thematisiert. Als Folge der „Arabellion“ glaubt Wettig indes wahrzunehmen, daß sich Libanesen ihres Rassismus bewußt würden und sich zunehmend als „TäterInnen“ verstünden. 


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