© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/15 / 09. Oktober 2015

Im Urzeitkrebsgang
Für die Kinder von damals und wie man mit 35 noch Geheimagent wird
Heiko Urbanzyk

Die Urzeitkrebse, der schwarze Solarzeppelin und das Abenteuerzelt sind die Gimmicks des Yps-Magazins, die heute noch den meisten früheren Lesern in Erinnerung sein dürften. Es mußte kein Abonnement sein oder die Erstausgabe des Jahres 1975, um eine prägende Erfahrung mit dem Kindermagazin mit Heftbeilage zu machen. Heute, 40 Jahre später, trommeln der Verlag Egmont Ehapa und Chefredakteur Christian Kallenberg für die Jubiläumsausgabe. Das Känguruh Yps, das dem Magazin seinen Namen verlieh, liegt als 3D-Bausatz bei. „Ein Muß für jeden Sammler“, wirbt Kallenberg im Interview.

Große Aufregung um den Solarzeppelin

Den Kinderschuhen ist Yps im wahrsten Sinne des Wortes längst entwachsen. Zielgruppe des 2012 nach sechs Jahren Pause wiederbelebten Comics seien die Kinder von damals, die sich als Erwachsene ihre Neugier bewahrt hätten, so Kallenberg. Technik, Forschung, Wissenschaft seien heutige Themen. „Wir waren uns nicht so ganz sicher, ob das allen Käufern so gut gefällt wie uns selbst“, erzählt Kallenberg. Aber nach drei Tagen sei die Erstausgabe des neuen alten Yps ausverkauft gewesen. „Für uns das Signal, daß wir richtig unterwegs sind.“ Ein Nachdruck der Ausgabe wurde nur gegen Abschluß eines Abonnements angeboten. „Wir haben in sehr, sehr kurzer Zeit sehr, sehr viele Abos verkauft“, freut sich Kallenberg.

Seitdem erscheint Yps alle zwei Monate. Auf 100 Seiten, doppelt so vielen wie früher, gibt es zu 40 Prozent Comics und zu 60 Prozent Redaktionelles. Wie wird man mit 35 Jahren noch Geheimagent? Wie sah das heute aktuelle Automodell früher aus? Yps verrät es. „Yps macht immer noch schlau“, meint Chefkänguruh Kallenberg. Früher konnten Kinder auf den Yps-Seiten noch Brieffreunde suchen. Was für Zeiten!

1999 wurde Yps von Gruner + Jahr an den bis heute verantwortlichen Verlag Egmont Ehapa verkauft, der das Magazin aufgrund schrumpfender Verkaufszahlen im September 2000 einstellte. Vier Testausgaben in den Jahren 2005 und 2006 bestätigten dem Verlag, daß die Zeit für die Yps-Rückkehr noch nicht gekommen war. Die neudefinierte Zielgruppe der 23- bis 32jährigen sprang trotz Gimmicks wie der Gelddruckmaschine und dem Fingerfußball im Weltmeisterschaftsjahr 2006 nicht darauf an. Erst 2012 schlägt Heft Nr. 1258 wie eine Bombe ein. Die aktuelle Jubelausgabe trägt die Nummer 1270.

Wie kommt es, daß ein heute Vierzigjähriger die Urzeitkrebse ebenso kennt wie ein 25jähriger? Mehr als 20mal lagen diese dem Yps bei. Bei Chefredakteur Christian Kallenberg sei in 40 Jahren allerdings nie ein Ei geschlüpft. Das kostbarste Sammlerstück unter den Gimmicks stellt eine „Star Wars“-Figur aus dem Jahre 1984 dar. Die Snowtrooper-Figur, so Kallenberg, habe ein anderes Gewehr gehabt als die handelsübliche Figur. Das originalverpackte Heft samt Figur werde heute mit bis zu 500 Euro gehandelt. Für die größte Aufregung sorgte der schwarze Solarzeppelin: Mitte der achtziger Jahre verursachten spielende Kinder mit dem aufsteigenden „unbekannten Flugobjekt“ am Hamburger Flughafen eine Einstellung des Flugbetriebes. „Das gab mächtig Ärger für den Verlag damals und wahrscheinlich auch ein paar böse Worte von den Eltern der Kinder zu Hause“, erinnert sich Kallenberg mit spürbarer Freude.

Kinder quengeln auch mal, wenn sie ihren Willen nicht sofort bekommen. Das haben die Kinder von damals als Erwachsene von heute nicht verlernt. Auf der Facebook-Seite von Yps häuften sich zur Jubiläumsausgabe Beschwerden über wiederholt verspätete Auslieferungen. Das bockige Kind von früher droht heute mit der Abo-Kündigung. Nach 40 Jahren Yps wird das die Redaktion nicht zur Aufgabe bewegen. Auf weitere 40 Jahre – für die Rentner von morgen.