© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/15 / 16. Oktober 2015

Zitate

„Journalisten tun gut daran, wenn sie sich hin und wieder daran erinnern, daß sie aus gutem Grund im Beobachtungs- und nicht im Vorhersagegeschäft sind.“

Jan Fleischhauer, „Spiegel“-Autor und Publizist, im „Bayernkurier“, Ausgabe Nr. 5/2015




„Angela Merkels Motivationsmantra ‘Wir schaffen das’ ist das Gegenteil einer Strategie. So spricht man mit Kindern, nicht mit seinem Souverän. Die Krise ist politisch, die Antwort muß es auch sein. (...) Jeder vernünftige Staat überwacht, wer sein Gebiet betritt. Der aktuelle deutsche Weg ist global gesehen eine spöttisch bis sorgenvoll betrachtete Ausnahme.“

Marc Felix Serrao, Redakteur, in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 10./11. Oktober 2015




„Der erschütterndste Satz des Abends war das Eingeständnis der Kanzlerin, es liege ‘nicht in unserer Macht, wie viele nach Deutschland kommen’. Wie bitte? Die Regierungs-                chefin eines entwickelten Landes erklärt frank und frei, sie habe keine Kontrolle mehr über ihr Staatsgebiet, darüber ob eine Million Flüchtlinge kommen oder drei oder fünf, und strebe die rasche Rückgewinnung dieser Kontrolle im übrigen auch gar nicht an? Das ist die Preisgabe jeder Staatlichkeit. Das ist die Bankrotterklärung einer Kanzlerin, die in ihrem Amtseid geschworen hat, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. (...) Deutschland schafft sich ab, hieß einst ein Buchtitel von Thilo Sarrazin. Der Mann irrte: Merkel schafft Deutschland ab – jedenfalls jenes Deutschland, für das ihre Partei jahrzehntelang eintrat. Wenn man sie läßt.“

Georg Anastasiadis, Stellvertretender Chefredakteur, im „Münchner Merkur“ vom 10. Oktober 2015




„Das, was Angela Merkel gerade mit Deutschland anstellt, würde kein Mensch mit seiner Wohnung tun. Selbst der gutmütigste Mensch der Welt würde sich doch, bevor er Gäste aufnimmt, die Frage stellen, wie groß die Wohnung ist, wie viele Gäste er aufnehmen kann, wie viele Mitbewohner seine Brieftasche und seine Nerven verkraften können und wer die neuen Bewohner überhaupt sind.“

Harald Martenstein, Kolumnist, im „Tagesspiegel“ vom 10./11. Oktober 2015




„In der Flüchtlingsfrage ist die Flucht in die Fiktion zum Regierungsprogramm geworden. Das machtvolle Kanzlerinnenwort ‘Wir schaffen das’ erinnert ein wenig an die vergeblichen Siegesparolen des zweiten deutschen Staates vor dessen Untergang 1989. (...) Die Frage ist, wie die Politik in Deutschland wieder vom Kopf auf die Füße gestellt, oder besser vom großen Herzen zum klaren Kopf gebracht werden kann. Die Bundeskanzlerin hat sich offenbar auf ihrer Linie des Weglächelns aller Gefahren der Einwanderungswelle eingegraben – und scheint nur noch von Jasagern umgeben zu sein.“

Stefan Aust, Herausgeber, in der „Welt am Sonntag“ vom 11. Oktober 2015




„In Deutschland ist eine Debatte über Identität entstanden ohne das Etikett ‘deutsch’. Die Leute scheuen sich zu fragen, wer Deutscher ist.“

Josef Janning, Vize-Direktor des European Council on Foreign Relations, bei „Politico.eu“, am 12. Okober 2015