© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/15 / 16. Oktober 2015

Der Widerstand wächst sich aus
„Demo für alle“: Zum wiederholten Mal demonstrieren in Stuttgart Tausende Bürger gegen den Bildungsplan der Landesregierung
Michael Paulwitz

Die taktische Entschärfung des „Bildungsplans“ hat der grün-roten Landesregierung Baden-Württembergs nichts genutzt: Der Widerstand gegen Gender-Ideologie und Frühsexualisierung wächst weiter und brachte bei der jüngsten „Demo für alle“ in der Landeshauptstadt Stuttgart am vergangenen Sonntag noch einmal deutlich mehr Bürger auf die Straße als bei der vorherigen Kundgebung im Sommer. 5.350 Teilnehmer zählten die Veranstalter, „über 5.000“ bestätigte auch die Polizei, die den Demonstrationszug wieder mit einem starken Aufgebot gegen mehrere hundert teils gewaltbereite linke und linksextreme Gegendemonstranten schützen und eine Straßenblockade räumen mußte.

CDU-Spitze und Amtskirchen fehlen

Der Rückzieher der Landesregierung beim „Bildungsplan“ sei ein Erfolg der „Demo für alle“, meinte Christoph Scharnweber von der Petitionsinitiative „Zukunft-Verantwortung-Lernen“. Zur Entwarnung sieht Scharnweber mit Blick auf den noch weitergehenden „Aktionsplan für Vielfalt und Toleranz“ der Landesregierung dennoch keinen Anlaß und verweist auf den grün-roten Bundesratsvorstoß zur Öffnung der Zivilehe für Homosexuelle und die Absicht, die Verpflichtung auf „christliche und abendländische Kulturwerte“ aus dem Schulgesetz zu streichen. 

Für Organisatorin Hedwig von Beverfoerde geht es fünf Monate vor den Landtagswahlen darum, das von der „Demo für alle“ gesendete klare Signal gegen Gender-Agenda, Kinder-Frühsexualisierung und für den Schutz der Ehe von Mann und Frau zum Wahlkampf-thema zu machen, an dem keine Partei vorbeikomme. Vor der Landtagswahl plant die „Demo für alle“ noch eine weitere größere Aktion.

Vor allem die CDU müsse zu einem Thema, das so viele Bürger bewege, eindeutig Farbe bekennen, sagte Hedwig von Beverfoerde der JUNGEN FREIHEIT. Daß von der Landes-CDU nicht einmal ein Grußwort gekommen sei, sei „schade“. Die Landtags- und Gemeinderatsfraktionen der CDU glänzten ebenso durch Abwesenheit wie Vertreter der Amtskirchen. Dagegen waren unter den Kundgebungsteilnehmern die Stuttgarter AfD-Stadträte und weitere Kommunalpolitiker aus AfD und Unionsparteien, aber auch Geistliche und Ordensleute vertreten.

An der Basis wächst unterdessen der Druck. Der JU-Vorsitzende des Rems-Murr-Kreises Christian Steck bekannte sich auf der Kundgebung klar zum Elternrecht in der Sexualerziehung, Vertreter der Schülerunion appellierten, weiter gegen Bildungs- und Aktionsplan auf die Straße zu gehen. David Bendels von der CSU-Basisbewegung „Konservativer Aufbruch“, der eine starke Delegation aus dem Nachbar-Bundesland mitgebracht hatte, sieht ein „klares Signal an die Vertreter aller demokratisch-bürgerlichen Parteien“, endlich aus ihren „Hinterzimmern“ herauszukommen: „Die Mehrheit der rechtschaffenen Bürger dieses Landes lehnt die irrsinnigen Pläne der grün-roten Ideologen ab!“ 

Die neugewählte Bundessprecherin der „Christen in der AfD“, Anette Schultner, kritisierte die gezielte Verwirrung und Zerstörung der Identität der Kinder und bekannte sich zum Wertedreiklang „Gott, Familie, Vaterland“. Andreas Schumacher vom Bundesvorstand der Jungen Alternative forderte eine Politikwende: „Rettungspakete für unsere Familien und Willkommenskultur für unsere Kinder!“

Großen Beifall ernteten insbesondere die Gender-Kritikerin Gabriele Kuby, die dem grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann prophezeite, „daß sich bald nicht nur Christen, sondern auch muslimische Migranten gegen die Umerziehung der Kinder zu Wehr setzen“ könnten, und ein als „Überraschungsgast“ angekündigter junger Mann namens Marcel, Mitglied der „Bruderschaft des Weges“, einer ökumenischen Gemeinschaft homosexuell empfindender junger Männer, die sich „aus Einsicht und Glauben“ entschieden haben, ihre Sexualität nicht auszuleben. 

Guillaume Got von der französischen Bewegung „Manif pour tous“, nach deren Vorbild die „Demo für alle“ ins Leben gerufen wurde, forderte zum europaweiten Widerstand gegen den wachsenden Einfluß internationaler Regelungen zum Gender Mainstreaming auf. Vom Protest gegen die Genderisierung der Schulen in Italien, wo zuletzt eine Million für das Elternrecht auf die Straße gegangen war, berichtete Amedeo Rossetti de Scander. 

Magda Czarnik von der polnischen Initiative „Stoppt Sexualisierung unserer Kinder“, eine weitere Gastrednerin, konnte Ende August nach dem Vorbild der „Demo für alle“ kurzfristig 15.000 Menschen zum Protest gegen Sexualisierungspläne an den Schulen mobilisieren. Auch in Österreich plane man öffentlichen Protest gegen den Vormarsch der Gender-Ideologie an den Schulen, kündigte Leni Kesselstatt von der „Familienallianz“ an.

Foto: Spitze des Protestzuges: Mehr als 5.000 Demonstranten zogen am Sonntag durch Stuttgart