© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/15 / 16. Oktober 2015

Zeitschriftenkritik: Wissen & Staunen
Wikipedia nicht blind vertrauen
Werner Olles

Fälschungen, Irrtümer, versteckte Werbung und Zensur: Wikipedia gilt als allwissendes Wunderwerk, und allein bei der deutschen Ausgabe des Online-Lexikons rufen Internetnutzer täglich mehrere Millionen Seiten auf, weltweit sind es pro Monat eine halbe Milliarde Zugriffe. Doch Mißtrauen ist geboten, blindes Vertrauen unangebracht. Vielmehr ist es ratsam, mit den dort gefundenen Informationen vorsichtig umzugehen, sonst kann man leicht auf Blender, Fälscher oder selbsternannte Zensoren hereinfallen. Denn die Beiträge in der Netz-Enzyklopädie enthalten immer wieder gravierende Fehler oder aus Gründen der politischen Korrektheit manipulierte Einträge, ganz zu schweigen von versteckter Werbung durch PR-Spezialisten.

Die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift Wissen & Staunen deckt in ihrer aktuellen Ausgabe (Oktober/November 2015) die Tricks der Manipulateure aus Parteiapparaten, Verbänden und Behörden auf. Neben hochdotierten Experten sind es vor allem ideologisch verbohrte Zensurliebhaber aus dem links-grünen Spektrum, die bisweilen bei Fälschungen ertappt werden. Das ist allerdings gar nicht so einfach, denn schreiben darf hier im Prinzip jeder; Änderungen sind jedoch nur Autoren erlaubt, die in der komplizierten Wikipedia-Hierarchie als „stimmberechtigte Nutzer“ oder sogenannte „Sichter“ fungieren. Doch trotz aller Kontrollen tauchen ständig neue Fehler auf. So wurde dem norwegischen Ex-Regierungschef Stoltenberg eine einjährige Gefängnisstrafe wegen Pädophilie angedichtet, das Hirngespinst eines Krieges zwischen Portugiesen und Marathen in Indien hielt sich gar fünf Jahre lang im Netz, und ein Harvard-Student ernannte sich selbst zum Bürgermeister einer Provinzhauptstadt, was sieben Jahre unentdeckt blieb.

„Unheimliche Gefahren aus der Tiefe“ schildert ein weiterer Beitrag. So brodelt und knirscht es unter der Erdoberfläche, und Forscher betrachten mit Satelliten aus dem All seltsame Veränderungen des Magnetfeldes. Die Folgen könnten dramatisch sein, wenn beispielsweise energiereiche Sonnenstürme nicht mehr abgewehrt werden. Das beschert uns nicht nur schaurig-schöne Lichterscheinungen wie im Juni dieses Jahres bei Hagen, kurzfristig wächst auch die Gefahr des Zusammenbruchs der Stromnetze, Gas- und Ölleitungen könnten explodieren und Energieströme alle Versorgungs- und Funknetze lahmlegen. Daher warnen Geoforscher und Physiker bereits seit Jahren vor Magnetfeldanomalien, da vor allem in der Südatlantik-Region das Magnetfeld zehnmal schneller als im globalen Durchschnitt schwächelt.

Im Heftteil „Kriminal-Wissen“ wird eindringlich vor Banden vom Balkan gewarnt, die auf Beutetour durch Deutschland reisen und für zwei Drittel aller Einbrüche und Raubüberfälle verantwortlich sind. Medien übten sich hier in vorauseilendem Gehorsam, indem sie Täterbeschreibungen wie „südländisch-orientalischer Typ“ in der Berichterstattung unter den Tisch fallen ließen.

Kontakt: Wissen & Staunen, Postfach 810580, 70522 Stuttgart. Das Einzelheft kostet 3,80 Euro, ein Jahresabo 21 Euro.  www.livingstone-media.de