© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/15 / 16. Oktober 2015

Umwelt
Grün gegen Braun
Jörg Fischer

Mit dem Fischkutter „Phyllis Cormack“ nach Alaska, mit der „Vega“ und der „Rainbow Warrior“ zum Mururoa-Atoll, um Kernwaffentests zu verhindern. Mit der „Altair“ oder der „Arctic Sunrise“ gegen Ölplattformen – die Greenpeace-Hochseeaktionen sind legendär und finden oft viel Beifall. Und wer den Kohlendioxid­ausstoß für die schlimmste aller Gefahren hält, dürfte auch diese Aktion gutheißen: Der Umweltverband will von Vattenfall dessen deutsche Tagebaue kaufen, „damit die Braunkohle im Boden bleibt“, so Greenpeace Schweden. „Das nehmen wir nicht ernst“, meint Gesamtbetriebsratschef Rüdiger Siebers. Doch der Funktionär der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie sollte das Kaufinteresse nicht als reinen „PR-Gag“ abtun. Die rot-grüne schwedische Minderheitsregierung hat ihren Staatskonzern angewiesen, seine „klimaschädlichen“ CO2-Emissionen auch außerhalb der Landesgrenzen zu senken.

Die Braunkohle ist nicht auf Subventionen sowie Steuerzahlerhaftung angewiesen.

Ein Verkauf an die tschechischen Energiekonzerne CEZ oder EP Energy (Besitzer der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft) würde vielleicht Tausende Arbeitsplätze in der Lausitz sichern – aber weder den Klimazielen der EU noch der Bundesregierung entsprechen. Die Braunkohleverstromung ist zwar nicht wie Atomkraft und Steinkohle auf Subventionen sowie Steuerzahlerhaftung angewiesen und viel billiger als Gas, Wind oder Solarkraft. Die Lausitzer Braunkohlekraftwerke verpesten die Luft auch längst nicht mehr mit Schwefeldioxid – doch ihr CO2-Ausstoß bleibt Stein des Anstoßes. Ob Greenpeace die von Vattenfall als Kaufpreis geforderten Milliarden aufbringen kann, ist zwar fraglich, doch selbst ein Teilkauf würde zahlreiche Lausitzer Besserverdiener zu Hartz-IV-Empfängern degradieren.

Pressemitteilung„Greenpeace vill köpa Vattenfalls brunkolsverksamhet“: greenpeace.org