© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/15 / 23. Oktober 2015

Aufgeschnappt
„Titanic“ macht es vor
Matthias Bäkermann

Das österreichische Bundesheer orientiert sich nun am Schicksal des tragischen Luxusdampfers „Titanic“. Das Wiener Verteidigungsministerium hat nämlich für die Truppe einen „Sprachleitfaden für einen geschlechter- und diversitätsgerechten Sprachgebrauch“ für die Binnenkommunikation vorgelegt. Diese Richtlinie soll fortan für Offiziere, Unteroffiziere, nicht aber für „Mannschaften“ gelten. Denn letztere gibt es künftig gar nicht mehr in der Alpenarmee mit ihren 48.860 Soldaten (davon 460 weibliche) des Aktiv- und Milizstandes. Um „die Sichtbarmachung von Frauen“ sicherzustellen, wird stattdessen künftig bevorzugt von „Militärpersonen“ gesprochen. Ansonsten gilt für Texte oder Befehle  im Militäralltag eben das „Titanic-Prinzip“, das heißt, wenn in ihnen Männer und Frauen vorkommen, gilt wie 1912: „Frauen zuerst!“

Wie die Salzburger Nachrichten am Montag berichteten, seien auch Pronomen wie „man“ oder „jemand“ künftig durch „wertneutrale Begriffe“ zu ersetzen, erst danach gelte aus Gründen der Lesbarkeit die Paarform oder das Binnen-I. Seltsamerweise hat der 17seitige Leitfaden noch die Dienstgrade Hauptmann oder Wachtmeister unberührt gelassen. Betroffene Frauen dieser Heeresränge hatten darauf bestanden, die derzeitige Namensgebung beizubehalten.