Totò (Francesco Colisano), ein überaus hilfsbereiter und gutmütiger Mensch, vegetiert nach dem Tod seiner Pflegemutter in einem schäbigen Barackenlager am Stadtrand von Mailand. Hier hausen einige hundert Personen in trostlosen Verhältnissen. Als auf dem Gelände Öl entdeckt wird und der Staat das Lager räumen will, organisiert Totò eine regelrechte Verteidigung. Er kann die Stellung jedoch nicht lange halten. Da geschieht das Wunder. Aus dem Himmel herab schenkt seine verstorbene Pflegemutter ihm eine Taube, mit der er 24 Stunden lang jedes Wunder bewirken kann. Totò bemüht sich eifrig, die unmöglichsten Wünsche seiner Leidensgenossen zu erfüllen, und tatsächlich gelingt es ihm und den anderen Bewohnern des Lagers, den geplanten Abriß des Viertels zunächst zu verhindern. Doch ihr Glück hält nicht lange an ...

In Vittorio de Sicas Film „Wunder von Mailand“ (Miracolo a Milano, 1950) erkennt man deutlich das Bestreben, Phantasie und Naturalismus miteinander zu verschmelzen. De Sica träumte von einer Bruderschaft des Herzens, die sich nur in reinen Höhen verwirklichen läßt. Aus den Deutungsversuchen seiner Kritiker, die den Film einerseits als zu katholisch und konservativ bezeichneten, andererseits als revolutionär und kommunistisch beeinflußt deuteten, entbrannten teilweise heftige politische Anwürfe, die der Regisseur zurückwies: „Das ‘Wunder von Mailand’ ist ein Film ohne Konzession. Die menschliche Solidarität nimmt darin den größten Platz ein. Es ist kein politischer Film, sondern eine Fabel. Der Sinn ist der Triumph der Güte.“

Tatsächlich ist das anspruchsvoll surrealistische Märchen ein Loblieb auf Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, reich an poetischen und christlichen Werten. De Sica schildert die Verlassenheit des Menschen und die ewige Tragik seiner Existenz, aber auch sein Streben nach Gemeinschaft in symbolisch-unsentimentalen Bildern. Die soziale Wirklichkeitsschilderung findet hier eine künstlerisch-allgemeingültige Ausdrucksform, die ihresgleichen sucht. So hielt der Schriftsteller Walter Kempowski „Miracolo a Milano“ für den vielleicht besten Film, den er je sah. Vielfach ausgezeichnet gehört er zu den unvergänglichen Meisterwerken der Filmkunst.

DVD: Das Wunder von Mailand. Pidax Film 2015, Laufzeit etwa 93 Minuten