© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/15 / 30. Oktober 2015

Umwelt
Bauern in die Schulen
Bernd Rademacher

Die konventionelle Landwirtschaft hat ein schlechtes Image. Und in der Vorstellungswelt von Kindern sind Lebensmittel völlig von der Erzeugung abgekoppelt – Milch kommt aus dem Kühlschrank. Einerseits stellen Konsumenten immer höhere Ansprüche an Qualität, Tierwohl und Umweltschutz, andererseits verfallen die Preise für Produkte der Landwirte rasant. Für die Bauern zwei Backen einer Zange.

Da sich von alleine kaum etwas zum Besseren verändert, sind Landwirte nun in Eigeninitiative aktiv geworden. Der Landwirtschaftliche Kreisverband Herford hat gemeinsam mit dem Landfrauenverband ein Unterrichtsprojekt für Schüler verschiedener Altersklassen entwickelt.

Die Landwirte besuchen Schulklassen und berichten über ihre Erzeugerarbeit.

In verschiedenen Modulen soll den Kindern der Produktionsprozeß von Lebensmitteln erläutert und plastisch vorgeführt werden. Die Landwirte besuchen Schulklassen und berichten eine Doppelstunde lang über ihre Erzeugerarbeit. Im zweiten Modul besuchen die Schulklassen einen Bauernhof, wahlweise mit Schwerpunkt Tierhaltung oder Ackerbau.

Mehr als zwanzig Höfe des Kreises erklärten sich zur Teilnahme bereit, um den Schülern ein realistisches Bild der Landwirtschaft zu vermitteln und sie die erzeugten Lebensmittel mehr wertschätzen zu lassen.

Nachdem die Landwirte Werbebroschüren und Infomaterial an sämtliche Schulen des Kreises verteilt hatten, konnte das erste Projekt bereits Mitte September durchgeführt werden. Man hofft, nun erfolgreich weitere Schulen zu akquirieren.

Was die Landwirte und Landfrauen hier in Eigeninitiative gestartet haben, wäre eigentlich Aufgabe des Landwirtschaftsministeriums gewesen. Aber dort hat man gerade Wichtigeres zu tun: Das Ministerium bestellte eine Historikerkommission, um die NS-Geschichte der regionalen Landwirtschaft zu untersuchen.