© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/15 / 13. November 2015

Die deutsche Asylpolitik schadet mehr, als sie hilft
Was humaner wäre
Richard Sulík

Jemand, der nach Deutschland kommt, flüchtet nicht mehr direkt vor dem Krieg. Denn er hat vier oder fünf sichere Länder durchquert. Diesem Menschen wird eine Unterkunft angeboten, dazu Taschengeld, später eine Ausbildung, Arbeit, medizinische Versorgung ... Kurzum: ein besseres Leben. Hunderttausende riskieren ihr Leben, um in den Genuß dieses „Angebots“ zu kommen. Deutschland kann vielleicht dauerhaft eine Million Menschen pro Jahr aufnehmen, es möchte aber vielleicht die zehnfache Menge kommen. Das supergute Angebot produziert einfach eine riesengroße Nachfrage.

Deswegen muß eine Lösung her, die pro einzelner Person weniger kostet und gleichzeitig mehr Bedürftigen hilft. Aber wie? Indem Deutschland, oder besser Europa, Flüchtlingszentren in der Türkei, dem Libanon, in Nordafrika errichtet oder bestehende übernimmt, diese finanziert und dort für Sicherheit, Grundnahrungsmittel und medizinische Versorgung sorgt. Zehn solcher Zentren würden soviel kosten, wie für die Folgen der aktuellen Zuwandererströme ausgegeben werden muß. Alle Flüchtlinge könnten dort so lange bleiben, bis entweder der Krieg in ihrem Land zu Ende ist oder über ihren Asylantrag entschieden wurde.



Richard Sulík war Präsident des slowakischen Parlaments und ist Abgeordneter der Partei Sloboda a Solidarita (Freiheit und Solidarität) im EU-Parlament.