© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/15 / 13. November 2015

In Afrika vertiefen sich soziale Ungleichheiten: Migration als willkommenes Ventil
Logik des Neoliberalismus
(dg)

Senegal ist eines der vielen Länder, die nicht unter der „Hölle des Bürgerkrieges“ (Angela Merkel) leiden. Trotzdem nimmt der Bevölkerungsüberschuß des demokratisch verfaßten, wirtschaftlich stark wachsenden westafrikanischen Staates zunehmend Kurs auf Europa.  Für den senegalesischen Journalisten Tidiane Kassé ist diese „Migration“ eine konsequente Antwort auf die Wirtschafts- und Handelspolitik des Westens (Welt-Sichten, 11/2015). Denn trotz Wachstum verbessere sich die Lage der breiten Masse weder im Senegal noch in anderen, ähnlich fortgeschrittenen afrikanischen Staaten. Denn es beruhe hauptsächlich auf ausländischen Investitionen im Rohstoffsektor. Die natürlichen Ressourcen würden jedoch von westlichen und chinesischen multinationalen Konzernen „mit Hilfe von Knebelverträgen geplündert“, die sie ohne Transparenz mit den Herrschaftseliten schließen und die vornehmlich „die Korruption bedienen“. Der entfesselte Neoliberalismus, dessen Logik diese Praktiken folgen, könne darum keinen Rahmen bieten, um in Afrika eine soziale und solidarische Wirtschaft aufzubauen. Migration festige und vertiefe diese Politik der sozialen Ungleichheit auch dadurch, daß Unterstützungszahlungen, die Auswanderer ihren Familien überweisen, Zuwendungen aus internationaler Entwicklungshilfe „bei weitem übersteigen“ . 


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