© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/15 / 13. November 2015

Umwelt
Gesunder O-Saft
Heiko Urbanzyk

Freunde des Apfelsinensaftes wird der Griff zum Tetrapack künftig in einen wahren Rausch eigener Gesundheitsvorsorge versetzen. Forscher der Universität Hohenheim veröffentlichten im Fachmagazin Molecular Nutrition & Food Research Studienergebnisse, nach denen Nährstoffe aus pasteurisiertem Apfelsinensaft vom menschlichen Körper besser aufgenommen werden können als aus der Frucht. Die im März am In-vitro-Modell im Labor festgestellten Erkenntnisse bestätigten sich laut einer Pressemitteilung der Universität nun auch in einer Humanstudie. Die Apfelsine sei demnach ein wahres Nährstoffdepot: „Neben einer hohen Menge an Vitamin C enthält sie auch eine Vielfalt an Carotinoiden und Flavonoiden.“ Beide Nährstoffe würden damit in Verbindung gebracht, das Risiko von bestimmten Krebs- und Herzkreislauferkrankungen deutlich senken zu können.

Die Nährstoffe im Saft absorbiert der Körper leichter als in Verbindung mit Ballaststoffen.

Apfelsinensaft hat keinen guten Ruf. Wegen seines natürlichen Zuckergehalts steht er bei Ernährungsberatern auf der roten Liste. „Ein Deziliter Orangensaft und ein Deziliter Cola enthalten je 9 bis 10 Gramm Zucker“, weiß Esther Jost, Ernährungsberaterin bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE). Es handelt sich um Saccharose hier wie dort. Ein Glas Apfelsinensaft am Morgen sei dennoch gesund. Nicht jedoch der Nektar, der sogar doppelt soviel Zucker enthalte. Die Ansicht, von einer ganzen Frucht profitiere der Körper mehr als vom Saft, dürften die Hohenheimer hinsichtlich der Orangen allerdings kräftig relativiert haben. Apfelsinensaft gibt eine bessere Carotinoid-Quelle ab als eine ganze Apfelsine. Aus dem pasteurisierten Saft könnten ungefähr doppelt so viele Carotinoide aufgenommen werden wie aus einer handelsüblichen Orangenfrucht. Das Kauen allein trenne die Nährstoffe nämlich nicht ausreichend von den Ballaststoffen wie Pektin oder Cellulose.