© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/15 / 20. November 2015

Blick in die Medien
Lügenpresse auf amerikanisch
Ronald Gläser

Ted Cruz platzte während der Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten der Kragen. „Das ist doch hier kein Schaukampf“, antwortete er dem Moderator. Und dann zählte der Senator aus Texas all die überkritischen Fragen auf, die der Moderator des Mainstreamsenders CNBC seinen Mitbewerbern gestellt hatte. 

„Donald Trump, sind Sie ein Verrückter aus einem Comic-Heft?“ „Ben Carson, können Sie überhaupt Mathematik?“ „John Kasich, würden Sie bitte ein paar Leute hier beleidigen?“ Die Fragen zeigen prima, wie voreingenommen der Moderator dieser Sendung war. Bei demokratischen Kandidatenrunden wird selten jemand so in die Mangel genommen. „Die Fragen, die hier gestellt worden sind, illustrieren, warum das amerikanische Volk den Medien nicht mehr glaubt“, sagte Cruz in Rage.  Bei den Demokraten hingegen würde nie hart nachgefragt, obwohl dort Diskussionen abliefen wie seinerzeit „zwischen Bolschewiken und Menschewiken“ in Sowjetrußland.

Bislang arbeiten die Republikaner nur mit etablierten Sendern wie CNN zusammen. 

Das Studiopublikum jubelte. Aber die Moderatoren und Leitmedien reagierten wie gewohnt. Cruz wurde abgekanzelt und durfte seine Ausführungen nicht beenden. Später gaben wichtige Publikationen wie die US-Ausgabe des Guardian die Rede von Cruz erst ab einer späteren Stelle wieder und unterschlugen seinen medienkritischen Satz.

Der konservative Moderator Glenn Beck nutzte den Rummel, um seinen Sender als Ausrichter der Präsidentschaftsdebatte ins  Spiel zu bringen. Bislang arbeiten die Republikaner nur mit etablierten Sendern wie CNN zusammen. Becks Startup The Blaze wäre auch dazu in der Lage. Er würde die richtigen Fragen stellen, versichert Beck und schlägt als Termin den 26. Februar vor. Auch für Cruz hat sich der Auftritt gelohnt. Nach der Sendung verbesserte er sein Ansehen um 42 Prozent. Das war der zweitbeste Wert aller Kandidaten. Auch die Amerikaner haben die Lügenpresse satt.